Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-2007-1002899
Das Alter der Schwangeren als Geburtsrisiko – Alter ist kein Grund für mehr geburtshilfliche Interventionen
Im internationalen Vergleich weist die geburtshilfliche Versorgung der BRD relativ hohe Interventionsraten auf. Immer weniger Geburten finden ohne invasive Interventionen statt. Als Grund wird häufig das steigende Alter der Schwangeren genannt, das als Risiko gilt.
Mithilfe bi- und mulitivariater Analysen wurden Perinataldaten daraufhin untersucht, inwieweit das Alter als prädiktiver Faktor für die Raten der vier Interventionen Geburtseinleitung, vaginal-operative Entbindung sowie primäre und sekundäre Sectio in verschiedenen Altersgruppen gelten kann.
Ergebnisse: Die beiden Altersgruppen 35–39 Jahre und 40+ zeigen im Vergleich zur Referenzgruppe 25–29 Jahre weder ein erhöhtes Risiko für eine Geburtseinleitung, noch für eine vaginal-operative Entbindung, noch für eine sekundäre Sectio. Nur das Risiko für eine primäre Sectio ist für die älteren Schwangeren erhöht (RR 1,4 bzw. 1,8), wobei eine ganze Reihe anderer Faktoren als prädiktive Faktoren einen wesentlich stärkeren Einfluss zeigen als das Alter (z.B. BEL, Z. n. Sectio, Parität, mütterliche Erkrankung, Gestose und Plazenta praevia).
Nach diesen Ergebnissen kann ein höheres Alter nicht als Grund für häufigere Interventionen betrachtet werden. Wesentlich stärkeren Erklärungswert liefern–je nach Intervention–folgende Einflusskriterien: unreifer Muttermundsbefund bei Aufnahme, Erstpara, Z. n. Sectio, regelwidrige Einstellung/Lage, mütterliche Erkrankung/Gestose, pathologisches CTG. Die Wahrscheinlichkeit für eine vaginal-operative Entbindung und teilweise auch für die sekundäre Sectio wird durch vorangegangene Interventionen (Wehenmittel, Einleitung, PDA) wesentlich erhöht, was die Existenz einer Interventionskaskade bestärkt.