Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - FV_12_01
DOI: 10.1055/s-2007-1002877

Die deutschen Mutterschaftsrichtlinien im europäischen Vergleich: Top oder Flop?

A Bernlöhr 1, P Smith 2, V Vydelingum 2
  • 1St. Vincenz-Krankenhaus, Paderborn
  • 2European Institute of Health and Medical Sciences, University of Surrey, Guildford, Surrey, United Kingdom

Ziele, Material und Methode Als verbindliche Richtlinien müssen die deutschen Mutterschaftsrichtlinien von hoher Qualität sein. Um ihre Qualität einzuschätzen, wurden die deutschen Mutterschaftsrichtlinien [1] und die Leitlinie zur Schwangerenvorsorge für England und Wales [2] mit dem Leitlinienbewertungsinstrument der AGREE-Collaboration [3] beurteilt. Die Bewertung wurde durch vier Tester mit unterschiedlichem Hintergrundwissen vorgenommen: Geburtshilfe, Pflegewissenschaften, Hebamme, Studienleiterin. Die Bewertungen der Tester wurden analysiert und mit denen der anderen Tester verglichen. Danach wurde der Inhalt der Leitlinien verglichen.

Ergebnisse

Die deutschen Mutterschaftsrichtlinien weisen schwere Mängel auf, insbesondere die mangelhafte Dokumentation ihrer Entstehung und ihrer wissenschaftliche Grundlage. Die Qualität der englischen Leitlinie ist hoch.

Der Leitlinieninhalt stimmt in 29 von 37 Empfehlungen (78%) überein. 15 Tests werden von beiden Leitlinien empfohlen und 14 werden von beiden nicht empfohlen. Die englische Leitlinie empfiehlt 3 andere Maßnahmen als die deutsche. Die deutsche Richtlinie empfiehlt 5 Tests, die nicht in der englischen Leitlinie vorkommen. Die genaue Analyse ergab, dass die meisten Unterschiede erklärbar und dass 33 von 37 (89%) Empfehlungen identisch oder sehr ähnlich sind.

Schlussfolgerung

Die Beurteilung der Mutterschaftsrichtlinien mit einem Bewertungsinstrument ist vernichtend. Dies ist in Anbetracht der Qualität der Empfehlungen nicht gerechtfertigt. Die Mutterschaftsrichtlinien sind dringend überarbeitungsbedürftig. Auch die Englische Leitlinie kann verbessert werden. Hierfür werden konkrete Empfehlungen gegeben.