Schwangerschaftsprolongation bei vorzeitiger Wehentätigkeit und/oder Blasensprung vor 28 kompletten Schwangerschaftswochen – Einfluss auf die neonatale Mortalität und Morbidität

Einleitung: Wegen der Gefahr der fetalen Infektion steht man heute einer Tokolyse über 48h hinaus bei Frühgeburtsbestrebung eher skeptisch gegenüber. V.a. bei vorzeitigem Blasensprung wird heute eine frühe Schwangerschaftsbeendigung zur Prävention infektionsbedingter Komplikationen favorisiert. Wir untersuchten den Effekt einer SS-Prolongation <7 Tage (A), 7–21 Tage (B) und >21 Tage (C) auf die Frequenz neonataler Todesfälle, Sepsis, IVH/PVL, NEC und RDS bei Schwangerschaften <28SSW.

Material und Methode: Zwischen 6/2000 und 5/2006 wurden 161 Schwangere wegen vorzeitiger Wehen und/oder Blasensprung vor 28 SSW in der Klinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde der Universität Regensburg St. Hedwig stationär behandelt. Das antepartale Management umfasste Tokolyse, bei Bedarf über 48h hinaus, RDS- Prophylaxe und Antibiose. Eine Indikation zur aktiven SS- Beendigung bestand in Zeichen eines AIS. Postpartal wurden aus den Krankenblättern der NICU die o.g. neonatalen Diagnosen entnommen und der erreichten SS-Prolongation gegenübergestellt.

Ergebnisse: 47% der 161 Schwangeren wurden vor 28 SSW mit vorzeitigem Blasensprung aufgenommen, 53% mit Wehentätigkeit. Mit zunehmender SS- Prolongation sanken die neonatale Mortalität und die Frequenz an RDS und Sepsis von Gruppe A (24,2%; 75,8%; 57%) über B (10,7%; 52%, 15%) zu C (2,4%; 12%; 7%) kontinuierlich ab, ungeachtet eines vorzeitigen Blasensprungs. Im Hinblick auf IVH/PVL und NEC bestand kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen.

Schlussfolgerung: Unabhängig vom Vorliegen eines Blasensprungs können Feten mit einem SS-Alter <28 SSW ohne erhöhtes Risiko für IVH/PVL und NEC von einer deutlichen SS-Prolongation profitieren.