Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - FV_08_06
DOI: 10.1055/s-2007-1002859

Erste Ergebnisse des Modellvorhabens zur Reduktion der Frühgeburtlichkeit durch pH-Selbstmessung

E Siegmund-Schultze 1, A Schneider 2, P Wenzlaff 3, UB Hoyme 4, EM Bitzer 2
  • 1Kaufmännische Krankenkasse KKH, Hannover
  • 2ISEG Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung, Hannover
  • 3Zentrum für Qualität im Gesundheitswesen, Hannover
  • 4Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Helios Klinikum Erfurt, Erfurt

Hintergrund: Im Rahmen eines 12/2003–03/2006 von vier Krankenkassen (KKH, BEK, TK, HMK) in fünf Bundesländern durchgeführten Modellvorhabens wird untersucht, inwiefern Selbstmessungen des Scheiden-pH-Wertes zur Vermeidung von Frühgeburten beitragen. Die Teilnehmerinnen der durch Selbstselektion entstandenen Interventionsgruppe (Interessierte) haben zum Teil auch einen ausgefüllten Dokumentationsbogen übermittelt (Teilnehmende). Die Kontrollgruppe umfasst Schwangere, die keine Testhandschuhe anforderten.

Methoden: Neben den Dokumentationsbögen liegen pseudonymisierte Krankenkassendaten zur Versicherten und zur Geburt vor, sowie durch die Einbindung von Perinatalerhebungsdaten Angaben zu Schwangerschaft und Geburt.

Ergebnisse: Für das Jahr 2004 liegen aus den fünf Bundesländern Daten zu 55.142 Geburten vor. 6.832 Mütter haben Testhandschuhe angefordert (12,4%), 2.941 ihre Messergebnisse übermittelt. Im Vergleich zur Kontrollgruppe sind Interessierte im Durchschnitt 1,5 Jahre (Teilnehmende 2J.) älter (jeweils p<.0001), Mehrlingsschwangerschaften sind häufiger (p<.001). Die mittels Perinataldaten durchgeführten Subgruppenanalysen für Niedersachsen an 8.365 Geburten zeigen, dass die Interessierten und die Teilnehmenden häufiger zuvor Frühgeburten hatten und häufiger durch IVF schwanger geworden waren (jeweils p<.05) als Schwangere in der Kontrollgruppe.

Schlussfolgerung: Erwartungsgemäß findet das Modellvorhaben bei Frauen mit erhöhtem Risiko auf eine Frühgeburt stärkeren Zuspruch. Diesem Umstand wird bei der Bewertung der Effektivität der Intervention durch den Einsatz geeigneter statistischer Verfahren (z.B. stratifizierte Analysen, Propensity-Score-Matching) Rechnung getragen werden.