Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - FV_08_02
DOI: 10.1055/s-2007-1002855

Drohende Frühgeburt & Intrauterine Infektion: – Assoziation zwischen Tokolyse und Hirnblutung

T Groten 1, W Lindner 2, R Kreienberg 1, F Reister 1
  • 1Univ.-Frauenklinik Ulm, Ulm
  • 2Universitäts-Kinderklinik Ulm, Ulm

Das neurologische Outcome von extrem Frühgeborenen wird wesentlich vom Vorliegen und Ausmaß einer Hirnblutung (IVH) mitbestimmt. Eine intrauterine bakterielle Infektion ist ein Risikofaktor für eine IVH. Infolgedessen besteht häufig das klinische Dilemma zwischen Reifegewinn einerseits und der Vermeidung einer intrauterinen Infektion andererseits. Frage: Wie wirkt sich der Versuch, die Schwangerschaft (SS) bei Wiederauftreten von Wehentätigkeit nach Abschluss der Lungenreife durch Tokolyse erneut zu prolongieren, auf die Inzidenz und Schwere einer IVH III°/IV° aus? Design und Kollektiv: Retrospektive Analyse aller von 2005–2006 an der UFK Ulm infolge vorzeitiger Wehentätigkeit und/oder vorzeitigem Blasensprung geborenen Einlingskinder unter 28+0 SSW mit abgeschlossener Lungenreife (n=36). Ergebnis: Bei allen Kindern, die eine IVH III°/IV° erlitten (n=10), war ein Tokolyseversuch nach Abschluss der Lungenreife durchgeführt worden. Die erreichte SS-Verlängerung betrug im Median 17 Stunden. Bei 15 Kindern war dieser Versuch nicht mit einer höhergradigen Hirnblutung assoziiert. Hier betrug die mediane SS-Verlängerung 7 Stunden. Verzicht auf erneute Tokolyse (n=11) war in keinem Fall mit IVH III°/IV° assoziiert. Diskussion: In dieser retrospektiven Analyse können zunächst nur Assoziationen, nicht aber Kausalitäten bestimmt werden. Dennoch unterstützen auch unsere Befunde die Auffassung, eine tokolytische Therapie im Allgemeinen auf die Zeit der Lungenreifeinduktion zu beschränken: Zum einen ist zu befürchten, dass eine evtl. Geburtsnotwendigkeit verschleiert wird, zum anderen ist die erreichbare SS-Verlängerung (zumindest in den hier präsentierten Fällen) klinisch nicht wirklich relevant.