Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - FV_07_02
DOI: 10.1055/s-2007-1002849

Dynamische Zusammenhänge zwischen präexistenten sowie intrapartalen Faktoren und Eröffnung und Austreibung bei Erstgebärenden – Ergebnisse der niedersächsischen ProGeb-Studie

MM Gross 1, H Hecker 2, C Frömke 2, G Ayerle 1, P Hillemanns 1
  • 1Zentrum Frauenheilkunde, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
  • 2Institut für Biometrie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover

Fragestellung: Untersucht wurde der Zusammenhang zwischen präexistenten Faktoren und intrapartal variierenden Interventionen hinsichtlich Geburtsdauer und Geburtsmodus bei Erstgebärenden.

Methoden: Geburtsverläufe von Frauen mit Einlingen in Schädellage und mindestens 34 Schwangerschaftswochen wurden prospektiv oder retrospektiv erhoben (n=2090). Mittels verallgemeinerten Cox-Regressionsmodellen wurde der Zusammenhang zwischen den zeitkonstanten Variablen (z.B. Risikostatus, kindliche Faktoren) auf verschiedene Gebärphasen und den Geburtsmodus untersucht. Amniotomie, Oxytocin and Regionalanästhesie wurden zeitabhängig einbezogen.

Ergebnisse: Amniotomie verkürzte die Eröffnungsphase und beschleunigte die Dynamik in der Austreibungsphase. Wurden Geburtsverläufe mit Oxytocin unterstützt, so verkürzte sich die Eröffnungsphase. In der Austreibungsphase zeigte sich ein erhöhtes Risiko zur vaginal-operativen Geburt und zum Kaiserschnitt im Zusammenhang mit Oxytocingabe. Die mit einer Regionalanästhesie einhergehenden Änderungen der Geburtsdynamik waren in komplexer Weise zeitabhängig. So verzögerte sich bei einer frühen Applikation die Muttermundseröffnung, und in der Austreibungsphase war die Tendenz zu einer vaginal-operativen Geburt reduziert. Bei einer sehr späten Gabe zwaren diese Zusammenhänge jeweils aufgehoben oder in ihrer Richtung umgekehrt. Präexistente mütterliche und kindliche Faktoren waren in den Geburtsphasen ebenfalls in unterschiedlicher Weise von Bedeutung.

Schlussfolgerung: Erstmals konnte gezeigt werden, wie zeitabhängige intrapartale Interventionen und zeitkonstante kindliche und mütterliche Faktoren das Gebären und Übergänge zu verschiedenen Geburtsmodi prägen.