Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - FV_06_04
DOI: 10.1055/s-2007-1002845

Geburtsmodus und -dauer nach Einleitung mit oral verabreichtem Misoprostol bei Termin- und Frühgeburten. Ein Erfahrungsbericht

N Lövin 1, T Fischer 1, G Drack 1, U Lorenz 1
  • 1Frauenklinik Kantonsspital St. Gallen, St. Gallen, Schweiz

Einführung: Die Wirksamkeit von Misoprostol zur Geburtseinleitung ist gut dokumentiert. Unsicherheiten bestehen in Hinblick auf optimale Applikationsweise und Nebenwirkungen. Bei Lukoschus et al.(2003) zeigten sich nach oraler Applikation und aufsteigender Dosierung weniger Überstimulationen, so dass wir ein solches Schema übernommen haben. Ziel dieser Arbeit war es unsere Ergebnisse bezüglich des Geburtsmodus und -dauer im Vergleich zu den Literaturangaben zu prüfen und zusätzlich die Unterschiede zwischen Termingeborenen (TG) und Frühgeborenen (FG) zu analysieren. Material und Methoden: Retrospektive Beobachtungsstudie mit Vergleich zu Literaturangaben. Zervixscoreunabhängig initial 25μg Misoprostol oral, kontraktionsabhängig 4stdl. wiederholt, 25μg–100μg, max. 6 Dosen; bei reifer Zervix und Stimulationsbedarf Wechsel auf Oxytozin. Vorzeitiger Blasensprung (VBS): einmalige Misoprostolgabe, dann Wechsel auf Oxytozin. Total 369 Einleitungen, 246 Primiparae, 38 VBS. Ausschluss: 6 Zwillingsgeburten und 15 Totgeburten. Ergebnisse: spontan 195, vag.op.53, Sectiones 121. Gesamtkollektiv vaginal ≤24h: 168, spontan 128, vag.op.40, >24h: 80, spontan 67, vag.op.13. TG ≤24h: 165, spontan 126, vag.op.39, >24h: 71, spontan 59, vag.op.12. FG ≤24h: 3, spontan 2, >24h: 9, spontan 8. Schlussfolgerung: Unser Misoprostolschema konnte die schwankenden Literaturangaben vaginaler Geburten <24h von 50–74% nachvollziehen. FG wurden signifikant seltener innerhalb 24h geboren als TG. Unabhängig vom Gestationsalter waren die vag.op. Entbindungen 2–3fach erhöht. Misoprostol ist gut verträglich und preiswert. Ein positiver Effekt auf Anzahl der Spontangeburten oder Verkürzung der Geburtsdauer konnte nicht gezeigt werden.