Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - FV_04_06
DOI: 10.1055/s-2007-1002835

HIV-Testung in der Schwangerenvorsorge

K Weizsäcker 1, N Porip 2, JP Siedentopf 1, JW Dudenhausen 2
  • 1Klinik für Geburtsmedizin, Universitätsmedizin-Berlin, Charité Campus Virchow-Klinikum, Berlin
  • 2Klinik für Geburtsmedizin, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Berlin

Bei optimaler Betreuung und Therapie liegt das Risiko einer vertikalen HIV-Transmission unter 2% (1). Dafür muss frühzeitig die Diagnose gestellt werden. Nach den geltenden Mutterschaftsrichtlinien soll allen Schwangeren ein HIV-Test nach Aufklärung angeboten werden (2). Genaue Zahlen sind hierüber nicht bekannt.

Methoden: Prospektive Untersuchung von stationär aufgenommenen Schwangeren (10/2006 bis 01/2007). Dabei wurden die in der Schwangerschaft erhobenen HIV-Teste, deren Dokumentation im Mutterpass, sowie Angaben zu den folgenden Risikofaktoren erfragt: Herkunftsland der Patientin und des Partners, iv-Drogen-Konsum, Geschlechtskrankheiten, Transfusion von Blutprodukten und Anzahl der bisherigen Sexualpartner.

Ergebnis: Insgesamt wurden die Daten von 367 Schwangeren ausgewertet. Ein HIV-Test war bei 210 Frauen (57,2%) durchgeführt worden, 35 Frauen (9,5%) hatten den Test abgelehnt. Bei 111 Frauen (30,2%) war kein Testangebot in der Schwangerschaft erfolgt. Von diesen lehnten 14 (12,6%) einen Test bei Klinikaufnahme ab. In der Gruppe mit mindestens einem anamnestischen Risikofaktor waren die Ergebnisse ähnlich: 34 von 129 (26,4%) wurde kein HIV-Test in der Schwangerschaft angeboten. Der erhobene Test wurde in 46,7% im Mutterpass nicht dokumentiert, in 39,5% fand sich der Vermerk "durchgeführt" und in 13,8% das Testergebnis. Insgesamt gaben nur 8,2% der Frauen an, dass sie die Frage nach einem HIV-Test und nach Risikofaktoren als unangenehm empfanden.

Diskussion: Ein HIV-Test in der Schwangerschaft wird–obwohl in den Mutterschaftsrichtlinien gefordert–nur etwa zwei Dritteln der Frauen angeboten. Auch bei Frauen mit Risikofaktoren erfolgte der Test nur geringfügig häufiger.