Z Geburtshilfe Neonatol 2007; 211 - FV_04_02
DOI: 10.1055/s-2007-1002831

HIV Transmissionsprophylaxe: Hohe Transmissionsrate wegen fehlender HIV Testung in der Schwangerschaft–Single Centre Analyse

U Friebe-Hoffmann 1, J Gehrke 2, J Neubert 2, O Adams 3, M Oette 4, T Niehues 2
  • 1Universitäts-Frauenklinik Düsseldorf, Düsseldorf
  • 2Universitäts-Kinderklinik, Düsseldorf
  • 3Institut für Virologie der Universität, Düsseldorf
  • 4Internistische Klinik der Universität, Düsseldorf

Einleitung: Einen wesentlichen Fortschritt in der HIV Medizin stellt die Erkenntnis dar, dass sich die vertikale HIV Transmission von der Mutter auf ihr Kind mittels antiretroviraler Therapie (ART) der Mutter, elektiver Sectio caesarea, Stillverzicht und ART des Neugeborenen auf unter 2% senken lässt.

Studiendesign: Die Daten von 118 Mutter-Kind-Paaren, die sich im Zeitraum von 1998–2004 in der Universitätskinderklinik Düsseldorf, Abteilung für Immunologie und Rheumatologie vorstellten, wurden retrospektiv analysiert. Die Kinder waren in einem externen Krankenhaus geboren worden (58.5%) oder in der Universitäts-Frauenklinik Düsseldorf (41,5%). Wir evaluierten die Art der Intervention bei bekannter HIV Infektion in der Schwangerschaft, die Gründe für nicht entdeckte HIV Positivität bei den Müttern sowie die Rate an vertikaler Transmission in unserem Kollektiv.

Ergebnisse: In 21,6% der HIV positiven Mütter wurde keine Transmissionsprophylaxe durchgeführt. In den meisten dieser Fälle fand eine HIV Testung in der Schwangerschaft–trotz Risikoprofil der Schwangeren -nicht statt. Die Transmissionsrate in unserem Kollektiv betrug 10.3%, bei komplett durchgeführter Prophylaxe lediglich 2.2%.

Diskussion: Die HIV Transmissionsprophylaxe, die nach Diagnose der HIV Infektion für jede schwangere Frau in Deutschland zugänglich ist, wird zu häufig nicht eingesetzt und dadurch liegt die vertikale HIV Transmissionsrate außerhalb klinischer Studien weitaus höher als 2%. Es ist zu fordern, dass der HIV Test bei jeder Schwangeren durchgeführt wird, um bei einem positiven Testergebnis geeignete Maßnahmen zur Reduktion des HIV Risikos für das Neugeborene zu einzuleiten.