Fortschr Neurol Psychiatr 1994; 62(12): 451-457
DOI: 10.1055/s-2007-1002302
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einfluß der Temperatur in der klinischen Elektrophysiologie

The Influence of Temperature in Clinical NeurophysiologyF. P. Kerling1 , K.  Sokolovska2 , D.  Claus1
  • 1Neurologische Klinik mit Poliklinik der Universität Erlangen-Nürnberg
  • 2Neurologische Klinik der Universität Skopje
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Publication Date:
09 January 2008 (online)

Abstract

Body temperature has a considerable impact on neurophysiological results. This influence of temperature is often undervalued.

Abnormal findings even in healthy subjects can be caused by cold extremities only. Low surface temperature for example may lead to longer distal latencies and slower motor and sensory nerve conduction velocities.

In patients with neuromuscular diseases typical results may disappear, when the examination is done beyond a standard temperature. In myasthenic patients the decrement and the jitter in single fibre electromyography decrease with temperature. In myasthenic syndrome the amplitude of the muscle compound action potentials increases and the increment at 50/ s-stimulation becomes smaller at low temperature. Cold limbs lead to restoring nerve conduction in demyelinated nerve fibres; conduction block may thus disappear. Spontaneous activity becomes rare and myotonic discharges become more obvious at low temperature.

In certain cases an examination at low temperatures can be helpful, e. g. for the distinction between myotonia and paramyotonia. Usually electrophysiological examinations should be done at standard temperatures.

Zusammenfassung

Niedrige Hauttemperaturen können bei einer Vielzahl von Patienten in elektrophysiologischen Labors gemessen werden. Die Auswirkungen der Temperatur auf neurophysiologische Untersuchungen werden oft unterschätzt.

Bei Gesunden können kühle Extremitäten falsch-pathologische Ergebnisse bewirken. Es kommt beispielsweise bei niedrigen Hauttemperaturen zu einer Verlängerung der distalen Latenzen und zu einer Verlangsamung der sensiblen und motorischen Nervenleitungsgeschwindigkeiten.

Bei Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen können Messungen außerhalb der Standardtemperaturen zum Verschwinden charakteristischer Befunde führen. Bei der Myasthenie haben kühle Extremitäten eine deutliche Verminderung des Dekrements bei der repetitiven Reizung und eine Abnahme des Jitters bei der Einzelfaserelektromyographie zur Folge. Beim myasthenen Syndrom kommt es zu einer Amplitudenzunahme des Muskelaktionspotentials und zu einem weniger ausgeprägten Inkrement bei hochfrequenter repetitiver Reizung. Beim Leitungsblock führen niedrige Hauttemperaturen zu einer Wiederherstellung der Leitfähigkeit des demyelinisierten Nerven. Spontanaktivität wird bei Kälte seltener beobachtet, während sich myotone Entladungen häufen.

Bei bestimmten Fragestellungen, wie z. B. der Differentialdiagnose Myotonie-Paramyotonie, kann eine Messung bei Kälte durchaus hilfreich sein. In der Regel sollten jedoch aIle elektrophysiologischen Untersuchungen bei Standardtemperaturen durchgeführt werden.

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