Fortschr Neurol Psychiatr 1982; 50(6): 173-189
DOI: 10.1055/s-2007-1002261
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mehrfach-ungesättigte (essentielle) Fettsäuren und ihre Bedeutung in der Pathogenese, Diagnostik und Therapie der multiplen Sklerose

Polyunsaturated (Essential) Fatty Acids and their Importance in Pathogenesis, Diagnosis and Therapy of Multiple SclerosisD.  Seidel
  • Zentrum Neurologische Medizin, Abteilung Neurologie, Universität Göttingen
    Aufgeführte eigene Untersuchungen zum Thema wurden dankenswerterweise ermöglicht durch
    Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie der Hertie-Stiftung
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Publication Date:
11 January 2008 (online)

Abstract

Various aspects concerning the pathogenetic involvement of poly-unsaturated (essential) fatty acids as biochemical co-factors in developing multiple sclerosis (MS) are reported in great detail. Our own studies have also confirmed that differences in the intake or utilization of essential fatty acids do not biochemically induce significant changes in myelin, serum or blood cells.

This has long been suspected. The concept of nutritionally or metabolically induced generalized defects in all membranes, especially in the myelin sheath, as a predisposing factor to an increased susceptibility for the development of MS, provoked a gamut of pertinent studies frequently producing controversial results.

Hence, these conceptions concerning the pathogenetic involvement of essential fatty acids in MS have been put to rest - even more so after the role of prostaglandins in immunoregulation had become more apparent whose biological precursors are essential fatty acids. Thus, the immunosuppressive effect of high dosage of essential fatty acids under experimental conditions could be explained, disclosing new assesments concerning therapy, new pathogenetic models and further biochemical research.

Zusammenfassung

Die vielfältigen Aspekte über eine pathogenetische Involvierung der mehrfach-ungesättigten, essentiellen Fettsäuren als biochemischer Partialfaktor der multiplen Sklerose werden ausführlich dargestellt. Auch durch eigene Beiträge konnte bestätigt werden, daß Unterschiede in der Aufnahme oder Utilisation essentieller Fettsäuren biochemisch weder im Myelin noch in Serum oder Blutzellen deutlich nachweisbare Veränderungen hervorrufen.

Dies wurde lange vermutet, und das Konzept eines nutritiv oder metabolisch bedingten generalisierten Defekts aller Membranen, vor allem der Markscheiden, als prädisponierender Faktor für eine erhöhte Bereitschaft zur Entwicklung der multiplen Sklerose war bestimmend für eine Vielzahl einschlägiger Untersuchungen mit häufig kontroversen Befunden.

Daher sind diese Vorstellungen über eine pathogenetische Involvierung essentieller Fettsäuren bei der multiplen Sklerose wieder in den Hintergrund getreten - noch mehr, nachdem die Bedeutung von Prostaglandinen für die Immunregulation deutlicher wurde, deren biologische Vorstufen essentielle Fettsäuren darstellen. Dadurch wurde auch der immunsuppressive Effekt hoher Dosen essentieller Fettsäuren im Tierexperiment erklärbar, der neue Ansätze zur Therapie der Erkrankung, zu neuen pathogenetischen Modellen und zur weiteren biochemischen Ursachenforschung aufzeigte.

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