Zusammenfassung
In der problematischen Aufwachphase nach Allgemeinanaesthesie ist es gelegentlich
indiziert, mit medikamentösen Maßnahmen in den Verlauf der Wiederherstellung der Vigilanz
einzugreifen. Im Rahmen der Neuroleptanalgesie hat sich hierzu die Anwendung von Naloxone
bewährt; aber auch zur Praemedikation werden weithin Morphinderivate eingesetzt, zu
denen diese Substanz ihre Wirksamkeit als Antagonist erwiesen hat.
Da sich mit Physostigmin das Vigilanzniveau nach Allgemeinanaesthesie, auch bei anderen
Verfahren als der Neurolept-Technik, ebenfalls rasch und sicher günstig beeinflussen
läßt, stellte sich die Frage, ob diese Verbesserung des Wachheitsgrades im wesentlichen
auf die Antagonisierung der im perinarkotischen Verlauf eingesetzten Opiat-Analoga
zurückzuführen sein könnte.
In einer randomisierten Doppelblinduntersuchung wurde deshalb der Einfluß von Naloxone
und Physostigmin auf die postoperative Vigilanz geprüft und jeweils mit Placebo verglichen.
Es zeigte sich, daß Naloxone keine relevante Beschleunigung oder Verbesserung des
postnarkotischen Vigilanzniveaus im Vergleich mit Placebo verursachte; demgegenüber
erwachten die mit Physostigmin behandelten Patienten schneller und erreichten auch
innerhalb des Untersuchungszeitraumes von 30 Minuten nach Narkoseende ein signifikant
höheres Vigilanzniveau als die beiden Vergleichsgruppen. Der günstige Effekt des Physostigmin
bei der Wiederherstellung der postnarkotischen Vigilanz resultiert nach diesen Befunden
damit nicht oder nicht zu einem wesentlichen Teil aus der Antagonisierung von prae-
oder intraoperativ verabreichten Opiaten.
Summary
The usefulness of physostigmine in reversing postnarcotic depression after general
anaesthesia is well proven; so is that of naloxone, a specific opioid analgetics antagonist,
in reversing neuroleptic anaesthesia effects.
Morphine - like analgetics are widely used as premedication agents, too; on the other
hand, physostigmine reverses opioids as well as other psychotropic and narcotic agents.
For that reason, positive postnarcotic physostigmine effects could be due to its antiopioid
potency as well.
In a double-blind, randomised study, physostigmine and naloxone were evaluated using
a clinically based vigilance protocol, and compared with saline solution. Naloxone
did not have remarkable advantages as compared with placebo, while physostigmine led
to a significantly higher level of vigilance; moreover, that level was reached sooner.
The positive effects of physostigmine in restoring a sufficient level of vigilance
after general anaesthesia are, in respect of our findings, unrelated to its antagonism
to morphine-like analgetics.