Zusammenfassung
Der Benzodiazepinantagonist Flumazenil (Ro 15-1788) antagonisiert die Wirkung von
Benzodiazepinen zuverlässig innerhalb von 1-2 min. Dabei ist für klinische Belange
in der Regel eine Dosierung von 0,3-0,8 mg, die individuell mittels Titration ermittelt
werden sollte, ausreichend. In dieser Dosierung ist nicht mit dem Auftreten von Nebenwirkungen
wie Schwitzen, Tremor oder transienter Ängstlichkeit zu rechnen, die bei höherer Dosierung
manchmal beobachtet wurden. Wie tierexperimentelle Untersuchungen verdeutlichen, in
denen bis zum 8000fachen der klinisch relevanten Menge verabreicht wurde, ist seine
therapeutische Breite sehr hoch. Flumazenil besitzt ein hohes Verteilungsvolumen von
ca. 1000 ml/kg KG und eine Plasmaclearance von 1200 ml/min. Damit ist seine Halbwertzeit
mit ca. 1 Stunde so kurz, daß in Abhängigkeit von Dosierung und Halbwertzeit des applizierten
Agonisten ein Wiederkehren der Benzodiazepin Wirkung möglich ist. Daher ist nach erfolgreicher
Antagonisierung der Patient auf jeden Fall noch für mindestens 11/2-2 Stunden zu überwachen. Im Rahmen der Anästhesie ist die Gabe von Flumazenil beim
Auftreten paradoxer Reaktionen sowie in solchen Fällen indiziert, in denen trotz adäquater
Dosierung Patienten nach Benzodiazepingabe übermäßig lange nachschlafen. Im Rahmen
der Intensivmedizin kann der Antagonist daneben bei der Behandlung von Benzodiazepinintoxikationen
sowie der Differentialdiagnose unklarer Komata ein wichtiges Hilfsmittel darstellen.
Auch zur kurzzeitigen Unterbrechung einer Langzeitsedierung zum Zwecke diagnostischer
oder therapeutischer Interventionen ist sein Einsatz denkbar.
Summary
Flumazenil (Ro 15-1788) proved to be a very efficacious competitive antagonist of
benzodiazepines that reliably counteracts their pharmacological actions within 1-2
min as could be demonstrated in clinical and EEG studies. In general, a total dose
of 0.3-0.8 mg will be sufficient in clinical practice, avoiding side effects like
nausea, tremor, sweating, or transient anxiety that could be observed when higher
dosages were administered. Its therapeutic range is very high as could be demonstrated
in experimental animal in which up to 8.000-fold the clinical dose was administered.
The total volume of distribution (Vdss) amounts to nearly 1.000 ml/kg BW and the total clearance exceeds 1.200 ml/min, resulting
in a biological half-life of less than 60 min. According to the benzodiazepine dosage
and the rapid plasma concentration decline of flumazenil, in some cases a resedation
could be observed. Hence, a careful observation of the antagonised patient on the
ward is mandatory for 1,5-2 h, even if at first sight the antagonisation seemed successful
and the patient fully awake and cooperative.
In anaesthesia, indications to administer flumazenil are adverse drug reactions and
prolonged recovery after adequate benzodiazepine dosage. In intensive care medicine,
the antagonist may be used in the treatment of benzodiazepine overdose as well as
in the differential diagnosis of a coma of unknown origin. Additionally, the antagonist
may be administered to interrupt benzodiazepine sedation e. g. for neurological examination.