Fortschr Neurol Psychiatr 1990; 58(12): 473-483
DOI: 10.1055/s-2007-1001211
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Autoprotektive Mechanismen bei Patienten mit schizophrenen Psychosen - Kompensation und Bewältigung

Autoprotective Mechanisms in Patients with Schizophrenic Psychoses - Compensation and CopingJ.  Dittmann , R.  Schüttler
  • Abteilung Psychiatrie II der Universität Ulm und Psychiatrische Abteilung des Bezirkskrankenhauses Günzburg
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
09. Januar 2008 (online)

Abstract

For a long time, the coping and compensatory mechanisms of patients with schizophrenic psychoses have mostly been neglected by the psychiatric research. We extended the six categories of coping mechanisms described in the Bonn Scale for the Assessment of Basic Symptoms (BSABS) by three further categories. With fifty schizophrenic patients in different stages of their disease semistructured interviews concerning these categories were done. The main sociodemographic and historical parameters were registered as well. Then the protocols of the interviews were analyzed, the coping strategies were quantified, and it was tried to disclose relations between the disease progress and sociodemographic parameters. Patients used to a certain degree of autonomy e. g. unmarried patients had - compared to less independent patients - stronger coping strategies. Patients with a strong interest for their disease and a positive opinion about neuroleptic therapy had - compared to patients without interest for their disease and⁄or negative opinion about neuroleptic therapy - stronger coping and compensatory psychisms. It is concluded that the coping strategies might be reinforced by influencing these parameters.

Zusammenfassung

Von der psychiatrischen Forschung wurden die Bewältigungs- und Kompensationsmechanismen bei Patienten mit endogenen Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis lange Zeit weitgehend vernachlässigt. Die sechs in der Bonner Skala zur Beurteilung von Basissymptomen (BSABS) bez. der Bewältigungsmechanismen beschriebenen Kategorien wurden von uns um drei Kategorien erweitert. Mit 50 schizophren erkrankten Patienten unterschiedlicher Verlaufsstadien wurden semistrukturierte Interviews hinsichtlich dieser Kategorien geführt. In einem Datenerhebungsbogen wurden wesentliche soziodemographische und anamnestische Daten erfaßt. Anschließend wurden die Gesprächsprotokolle analysiert, es wurde eine Quantifizierung der bestehenden Bewältigungsstrategien vorgenommen, und es wurde versucht, Zusammenhänge mit dem Krankheitsverlauf und soziodemographischen Daten aufzudecken. Die Ausprägung der Bewältigungsmechanismen nahm mit zunehmender Krankheitsdauer, der Gesamthospitalisierungsdauer und der Anzahl der Krankheitsmanifestationen zu. Bei Patienten, die auch sonst auf eine gewisse Autonomie angewiesen sind, z. B. bei unverheirateten Patienten, waren die Bewältigungsmechanismen stärker ausgeprägt als bei weniger selbständigen Patienten. Auch bei Patienten, die sich mit ihrer Erkrankung beschäftigten und eine positive Einstellung der neuroleptischen Behandlung gegenüber hatten, waren die Bewältigungs- und Kompensationspsychismen stärker ausgeprägt als bei Patienten ohne Interesse für ihre Erkrankung und⁄oder negativer Einstellung gegenüber der neuroleptischen Behandlung. Es wird die Schlußfolgerung gezogen, daß über die Einflußnahme auf diese Parameter möglicherweise eine Verstärkung der Bewältigungsstrategien erreicht werden kann.

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