Fortschr Neurol Psychiatr 1990; 58(9): 339-342
DOI: 10.1055/s-2007-1001197
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der Hinckley-Fall und einige Folgen für die Psychiatrie

The Case of J. W. Hinckley and Some of its Sequels in PsychiatryU. H. Peters
  • Klinik und Poliklinik für Neurologie und Psychiatrie der Universität zu Köln
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Publication Date:
09 January 2008 (online)

Abstract

After John Warnock Hinckley jr. had fired shots at President Reagan and had severely injured three others, he was considered not guilty by reason of insanity and brought to a psychiatric hospital. The case caused an unprecedented public interest because the psychiatric testimonies were contradictory (schizophrenia vs. personality disorder). According to the known facts it is very unlikely that a German psychiatrist would have diagnosed Hinckley as schizophrenic. One of the sequels of the sentence was a lowering of the reputation of psychiatrists for their inability to, arrive at clear diagnosis. Another sequel was to increase the funds for research in biological psychiatry. Still another sequel was an insanity defense reform bill. The scientific debate and public discussions continue.

Zusammenfassung

Nachdem 1981 John Warnock Hinckley jr. ein Attentat auf Präsident Reagan verübt hatte und ihn wie auch drei weitere Personen schwer verletzt hatte, wurde er 1982 wegen Schuldunfähigkeit freigesprochen und in einer psychiatrischen Institution untergebracht. Der Fall erregte größtes öffentliches Aufsehen, weil die psychiatrischen Gutachten zu entgegengesetzten Ergebnissen kamen (Schizophrenie vs. Persönlichkeitsstörung). Nach den bekanntgewordenen Fakten ist es sehr unwahrscheinlich, daß ein deutscher Gutachter eine Schizophrenie angenommen hätte. Eine der Folgen des Urteils war eine Beeinträchtigung des Ansehens der Psychiatrie, der Unfähigkeit zu einer klaren Diagnose vorgeworfen wurde. Eine andere Folge war eine Erhöhung der Mittelzuweisungen für biologisch-psychiatrische Forschung. Als weitere Folge wurde die Gesetzgebung zur Frage der Schuldfähigkeit psychisch Kranker reformiert. Die wissenschaftlichen und öffentlichen Diskussionen halten weiter an.

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