Zusammenfassung
Nach intravenöser Gabe von Adrenalin zeigt die Serumkaliumkonzentration einen typischen
biphasischen Verlauf. Einem initialen Anstieg in den ersten Minuten folgt ein anhaltender
Abfall auf deutlich tiefere Werte als die Ausgangskonzentration. Die primär zu beobachtende
Hyperkaliämie scheint in erster Linie auf einer α1-Adrenorezeptor-vermittelten Kaliumfreisetzung aus Hepatozyten der Leber zu beruhen.
Als Ursache der sekundären Hypokaliämie wird, bedingt durch die α1-mimetische Komponente des Adrenalins, eine Kaliumaufnahme vorwiegend im Bereich der
Skelettmuskulatur vermutet. In der Literatur finden sich zahlreiche klinische Beobachtungen
von teilweise ausgeprägten Hypokaliämien unter β2-mimetischer Therapie. Die kombinatorische Wirkung von endogen freigesetztem und exogen
appliziertem Adrenalin im Rahmen der kardiopulmonalen Reanimation ist möglicherweise
für die unter Reanimationsbedingungen oftmals zu beobachtende ausgeprägte initiale
Hyperkaliämie verantwortlich. Erniedrigte Serumkaliumspiegel hingegen wurden sowohl
bei erfolgreich reanimierten Patienten als auch bei polytraumatisierten und schwer
schädel-hirn-traumatisierten Patienten zum Zeitpunkt der stationären Aufnahme gemessen.
Bei Patienten mit akutem Myokardinfarkt scheint eine Hypokaliämie ebenfalls ein häufiger
Aufnahmebefund zu sein. Als Ursache wird eine katecholamininduzierte Kaliumverschiebung
in die Zelle diskutiert. Ob die im Rahmen eines akuten Myokardinfarktes häufig beschriebene
Hypokaliämie in ursächlichem Zusammenhang zur ausgeprägten Neigung zu Herzrhythmusstörungen
steht, ist bislang nicht sicher geklärt. Aufgrund der bestehenden Kenntnisse über
die Beeinflussung des Kaliumhaushaltes durch Katecholamine wird ein engmaschiges Monitoring
des Serumkaliums in den beschriebenen Situationen empfohlen.
Summary
After intravenous administration of epinephrine, serum potassium level shows a typically
biphasic course. The initial rise is followed by a persistent fall to a lower level
than the starting-concentration. The initially observed hyperkalemia is supposed to
be caused by a potassium release from hepatocytes, mediated by an α1-adrenoreceptor stimulation. The subsequent hypokalemia seems to be caused by the
β2-mimetic component of epinephrine effecting the uptake of this ion into striated muscle
cells. There are numerous clinical reports of marked hypokalemia as a consequence
of β2-mimetic therapy. The additive effect of elevated endogenous catecholamines with the
therapeutically applied epinephrine during cardiopulmonary resuscitation may be the
cause of the elevated potassium levels often observed under these conditions. On the
other hand, low serum potassium levels were measured in patients after successful
resuscitation, as well as in patients with multiple trauma and with severe head injury.
Moreover, hypokalemia seems to be a frequent event in the acute phase of myocardial
infarction. A catccholamine-induced potassium shift into the cell is considered to
be the cause of this decrease. The question whether in the case of myocardial infarction
the hypokalemia is in itself arrhythmogenic as yet is not resolved. Because of the
present knowledge about the influence of catecholamines on potassium metabolism it
seems advisable to monitor potassium levels regularly during the above situations.