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DOI: 10.1055/s-2007-1000688
Alter und Krankheit - Die Vernichtung des Unerträglichen?
Age and Disease - Destroying the Intolerable?Publication History
Publication Date:
10 January 2008 (online)
Abstract
The spectacular criminal case of a nurse who because of killing seven old patients in an intensive care ward had been sentenced to jail for 11 years is shown as example of radical thinking in the face of intolerability of serious illness and age. The deficit model of age is on the one hand justly criticized and called invalid, on the other hand negative aspects of age may not be concealed in the face of hedonistic principles of the present epoch. There is no doubt about the monstrosity of the case of the guilty nurse but it may be exemplary for a frequent defensive behaviour against the phenomena of age. If this is right this singular case may be characteristic of common thinking on the unbearable presumption of age. Self defense turning into aggressivity because of foreseeing the own fate of hopeless illness in moribund aged would then have to be seen as a socially significant attitude.
Zusammenfassung
Ein spektakulärer Kriminalfall einer Krankenschwester, die wegen Totschlags in 5 Fällen, wegen Tötung auf Verlangen, wegen fahrlässiger Tötung sowie wegen versuchten Totschlags mit 11 Jahren Freiheitsentzug bestraft wurde, wird als Beispiel einer zugespitzten allodestruktiven Haltung gegenüber der Unerträglichkeit von schwerer Krankheit und Alter dargestellt. Das Defizitmodell des Alters wird einerseits mit Recht kritisiert und als nicht ubiquitär gültig bezeichnet, andererseits dürfen angesichts der hedonistischen Grundhaltung der gegenwärtigen Epoche die negativen Aspekte des Alters nicht verschwiegen werden. An der Zugespitztheit des Falles der schuldig gewordenen Krankenschwester besteht kein Zweifel, für eine weit verbreitete, wenn auch geringer ausgeprägte Abwehrhaltung gegenüber - den Erscheinungsformen des Alters bei sich selbst und bei den Mitmenschen kann er jedoch als exemplarisch gedeutet werden. Trifft diese Vermutung zu, so sind in dem monströsen Geschehen Züge einer verbreiteten Haltung gegenüber der unerträglichen Zumutung des Alters zu erblicken. Die in Aggressivität umschlagende Selbstverteidigung eines Menschen, der das eigene Schicksal hoffnungslosen Siechtums in schwerkranken Alten vorgezeichnet sah, müßte dann als eine gesellschaftlich bedeutsame Einstellung angesehen werden.
