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DOI: 10.1055/s-2006-959144
Musik und Musiktherapie in der Palliativmedizin und Sterbebegleitung
Palliativmedizin und Sterbebegleitung sind wichtige Einsatzbereiche für Musik und Musiktherapie. Arbeitsfelder der Musiktherapie sind sowohl die therapeutische Begleitung der betroffenen Patienten, aber auch die Einbeziehung und Unterstützung der Angehörigen in der Phase des Abschiedsnehmens und der Trauer. Aufgaben der Musiktherapie in der Palliativmedizin sind abhängig vom Erkrankungsstadium und den Zielen der Palliativbetreuung. Sie sollten in Teamkonferenzen festgelegt werden. Die Formen der Musiktherapie in der Palliativmedizin reichen von der rezeptiven Musiktherapie mit individueller Lieblings- und Entspannungsmusik, die assoziatives Erleben und meditative Erfahrungen ermöglicht, über begleitete Imaginationen bis zum aktiven gemeinsamen Musizieren z.B. mit dem Monochord, der Leier, der Kantele und im Gesang mit Sterbenden und Angehörigen, durch die selbst in der Terminal- oder Finalphase eines Lebens noch kreative Kräfte und wichtige Erlebens-, Gefühls- und Gestaltungsimpulse angeregt werden, aber auch die innere Ruhe, das Loslassen und Hoffnung für Menschen in der Abschiedsphase des Lebens unterstützt werden kann. Die sensible Wahl der Instrumente spielt vor allem in der anthroposophisch orientierten aktiven Musiktherapie eine besondere Rolle. Vor allem kommen Streichinstrumente wie die Chrotta mit ihrem weichen, einhüllenden Ton zum Einsatz, die auch als Begleitinstrument verwendet wird, wenn dem Patienten bekannte Lieder gesungen werden. Melodie, Harmonie und Rhythmus als wesentliche musikalische Qualitäten finden im Denken, Fühlen und Wollen des Menschen ihre Bezüge und können gezielt angesprochen werden. Auch die Leier hat in der Palliativsituation einen hohen Stellenwert. Musiktherapie bei Sterbenden bedeutet bei jedem Patienten nach der Spur zu suchen, die Musik in seinem Leben eingegraben hat; Musik muss die „ganze Person“, „den Körper, den Geist, das Herz und die Seele“ erreichen. In der Musiktherapie bedeutet dies, dem Patienten Musik auf seine Weise und für seine spezifische Lebenssituation erlebbar zu machen. Angehörige erleben die musikalisch unterstützte Sterbebegleitung und auch die in anderen Kulturen viel selbstverständlichere musikalische Begleitung des Verstorbenen häufig als besonders eindrucksvolle und auch das eigene Leben prägende Erfahrung.