Derzeit werden Drogenabhängige oftmals von der antiviralen HCV-Therapie ausgeschlossen.
Zu den Hauptgründen für einen Behandlungsausschluss gehören neben der Forderung nach
Drogenabstinenz, die angenommen fehlende Compliance der Patienten, die bei Drogenabhängigen
zu erwartenden schweren Nebenwirkungen sowie das hohe Risiko einer Reinfektion durch
Wiederaufnahme des intravenösem Drogenkonsums. Hinsichtlich der Forderung nach Abstinenz,
der Patientencompliance und des Nebenwirkungsmanagements zeigen die gegenwärtigen
Studien, dass die antivirale HCV-Therapie bei Drogenabhängigen sicher und effektiv
durchführbar ist. Das Risiko einer neuerlichen Infektion mit dem HC-Virus als ein
Hauptausschlusskriterium bleibt demgegenüber bestehen. Ein Vergleich der Inzidenzen
der HCV-Infektion und der HCV-Reinfektion anhand gegenwärtiger Studien gibt erste
Hinweise zur Diskussion um die Fragestellung, ob das Risiko einer HCV-Reinfektion
als Ausschlusskriterium für eine antivirale Therapie bei Opiatabhängigen gerechtfertigt
ist. Ein Vergleich der Daten zeigt eine deutlich reduzierte Inzidenz der HCV-Reinfektion
gegenüber der HCV-Erstinfektion (2.5–5.7 Fälle/100 Personenjahre vs. 10–37 Fälle/100
Personenjahre). Gegebenenfalls geltende Einschränkungen und Confounder (Fallzahlen,
Altersunterschiede, Wiederereichung etc.) und/oder erste Hinweise auf einen kausalen
Zusammenhang (erworbene, partielle Immunität) stellen die Grundlage zur weiterführenden
Diskussion. Zusammenfassend muss das Risiko einer HCV-Reinfektion als Ausschlusskriterium
für eine antivirale Therapie überdacht werden. Weitere Studien zur HCV-Reinfektion
bieten demnach nicht nur das Potenzial für neue Erkenntnisse zur HCV-Prävention, sondern
können auch Antworten auf immunologische Fragestellungen geben.