Pneumologie 2006; 60 - V18
DOI: 10.1055/s-2006-958894

Endothelgerichteter Therapieansatz mit Anti-ACE-Antikörpern an der isoliert ventilierten und perfundierten humanen Resektatlunge

K Nowak 1, H Kölbel 1, RP Metzger 4, C Hanusch 2, S Post 1, G Beck 2, MM Gebhard 3, SM Danilov 5, P Hohenberger 1
  • 1SCOTCH: Spezielle Chirurgische Onkologie und Thoraxchirurgie; Chirurgische Universitätsklinik, Klinikum Mannheim, Universität Heidelberg
  • 2Institut für Anästhesie und operative Intensivmedizin, Klinikum Mannheim
  • 3Experimentelle Chirurgie, Universität Heidelberg
  • 4Kinderchirurgische Klinik, Universität Leipzig
  • 5Experimental Anesthesia, University of Illinois, Chicago, USA

Einleitung: Monoklonale Anti-ACE-Antikörper dienen als Shuttle zur zellgerichteten Therapie des pulmonalen Lungenendothels in vitro und in vivo. Unter anderem konnte durch Anti-ACE mAbs als shuttle für antioxidative Enzyme der Ischämie-Reperfusionsschaden der Lunge am Kleintier signifikant vermindert werden. Bisher blieb es unklar, inwieweit dieser Shuttlemechanismus am Lungenendothel des Menschen zur zielgerichteten endothelialen Therapie nutzbar ist. Um Patienten nicht zu gefährden, könnte sich die Erprobung neuer Therapeutika an menschlichen isoliert ventilierten und perfundierten Operationspräparaten der Lunge eignen.

Methodik: N=8 humane Lobektomie-/Pneumonektomiepräparate wurden unmittelbar nach Resektion isoliert ventiliert und perfundiert. Nach initialer Heparinisierung und Präparation wird das Präparat an Ventilation und Perfusion angeschlossen. Die Perfusion erfolgt druckgesteuert (PAPsys<20mmHg) unter Zumischung von C02 mit einer modifizierten Krebs-Henseleit-Lösung bei 37°C. Die Resektate wurden nach initialer Perfusion ohne Antikörperzugabe über einen separaten geschlossenen Kreislauf 45min mit Antikörpern (500µg, n=4) perfundiert. Darauf folgte eine Auswaschphase von 20min. Die Antikörperkonzentration wurde im Perfusat und Lungengewebe gemessen. Außerdem erfolgte der immunhistochemische Nachweis der Antikörper nach Perfusion.

Ergebnisse: Die Resektatperfusionen erfolgten unter physiologischen Bedingungen. Das immunhistochemische Bindungsverhalten der 9B9 Isoantikörper gegen ACE in der Lungenstrombahn war homogen und intensiv. Die Antikörperkonzentration der Lunge betrug 47ng/g Gewebe. Die Konzentration im Perfusat stieg zunächst während Perfusion an, wonach sich zuerst eine steady-state Phase zeigte und anschließend ein Abfall während der Auswaschphase zu verzeichnen war. Es erfolgte eine Bindung von >50% der applizierten Dosis.

Diskussion: Der immunhistochemische Nachweis der Antikörper ist in allen perfundierten Lungen deutlich und homogen. Aufgrund der hohen Antikörperkosten muss auf eine Dosissteigerung zunächst verzichtet werden. Monoklonale Anti-ACE-Antikörper binden zielgerichtet am humanen Lungenendothel. Das Modell der isoliert ventilierten und perfundierten humanen Resektatlunge erscheint ideal zur Erprobung neuer tumor-/ zellgerichteter Therapiestrategien unter Vermeidung eines unmittelbaren Risikos für den Patienten.