Pneumologie 2006; 60 - V17
DOI: 10.1055/s-2006-958893

Die Rolle endothelialer Progenitorzellen (EPC) beim Bronchialkarzinom

K Nowak 1, N Rafat 2, S Belle 3, C Hanusch 2, P Hohenberger 1, G Beck 2
  • 1SCOTCH: Spezielle Chirurgische Onkologie und Thoraxchirurgie; Chirurgische Universitätsklinik, Klinikum Mannheim, Universität Heidelberg
  • 2Institut für Anästhesie und operative Intensivmedizin, Klinikum Mannheim
  • 3Thoraxonkologie, Klinikum Mannheim, Universität Heidelberg

Einleitung: Endotheliale Progenitorzellen (EPC) aus dem Knochenmark, charakterisierbar durch die Expression selektiver Oberflächenmarker wie CD133, CD34 und FLK, werden unabhängig vom Tumorstadium in jedem Karzinom im Rahmen der Angiogenese rekrutiert. Bis heute ist aber unklar, welche Rolle EPC bei der Entstehung und Entwicklung des Bronchialkarzinoms und dessen Neoangiogenese spielen. Erste Hinweise, dass EPC im Bronchialkarzinomgewebe „homen“, wurden kürzlich durch den immunohistologischen Nachweis einer vermehrten CD 133 Expression, verbunden mit einer vermehrten Gefäßdichte in den untersuchten Präparaten aufgezeigt. Inwieweit die Menge der rekrutierten EPC einen Einfluss auf das Tumorstadium oder das Outcome hat und ob sie mit der Tumorart variiert, verbleibt vollkommen unklar. Das Ziel dieser Studie war daher die Untersuchung, ob speziell bei SLCC und NSLCC der Stadien I-IV vermehrt EPC rekrutiert werden und ob diese ein prognostischer Parameter für eine mögliche Remission bzw. Progression nach erfolgter Therapie sein könnte.

Methodik: Es wurden 4-Farben-FACS-Analysen von Vollblut bei bisher 25 Patienten vor Therapiebeginn durchgeführt. Daraus wurde der prozentuale Anteil der EPCs aus der Leukozytenfraktion errechnet. Zusätzlich wurde die Konzentration der für die EPC-Rekrutierung wichtigen Faktoren GMCSF und VEGF mittels ELISA bestimmt.

Ergebnisse: Es konnte ein signifikanter Anstieg der Konzentration endothelialer Progenitorzellen aller Patienten mit Bronchialkarzinom gegenüber gesunden Probanden (0,13±0,03% versus 0,025±0,02%; p<0.0001) gezeigt werden. Die Menge der EPCs scheint mit dem Ausmaß der Tumorerkrankung zu korrelieren. So zeigten Patienten mit operablen Bronchialkarzinomen im Falle histologisch positiver Lymphknoten signifikant höhere Werte im Vergleich zu Patienten ohne CT- bzw. histomorphologischen Lymphknotenbefall. Die deutlich höchsten Werte zeigten Patienten mit fortgeschrittenen Tumorstadien. Die VEGF-Konzentrationen korrelierten insgesamt schwach positiv mit der EPC-Konzentrationen im Vollblut der Patienten (r2=0,21).

Diskussion: Diese neuen Ergebnisse bestätigen erste Hinweise, dass EPC bei der Tumorvaskularisierung des Bronchialkarzinoms eine Rolle spielen. Die Korrelation der EPC-Konzentration mit dem Tumorstadium lässt Rückschlüsse auf eine Bedeutung dieser Zellen als prognostische Marker insbesondere der antiangiogenetischen Tumortherapie zu. Weitere Untersuchungen der pathophysiologischen Rolle der EPC bei der Tumorformation und Metastasierung werden derzeit durchgeführt.