Pneumologie 2006; 60 - V12
DOI: 10.1055/s-2006-958888

Untersuchungsmethoden für die Arbeitsmedizinische Vorsorge bei Platinsalzexposition – eine exploratorische Datenanalyse

T Mashofer 1, R Merget 1, P Degens 1, G Schultze-Werninghaus 2, T Brüning 1
  • 1Berufsgenossenschaftliches Forschungsinstitut für Arbeitsmedizin (BGFA)
  • 2Berufsgenossenschaftliche Kliniken Bergmannsheil, Med. Klinik III, Pneumologie, Allergologie, Schlafmedizin, Bochum

Einleitung: Bisher gibt es wenige Daten über die Effizienz verschiedener diagnostischer Werkzeuge in der Arbeitsmedizinischen (AM) Vorsorge von Beschäftigten mit beruflicher Exposition zu Atemwegsallergenen. Es war Ziel der Studie, mittels exploratorischer Datenanalyse im Rahmen einer Längsschnittstudie an gegenüber Platinsalzen (Pt) exponierten Beschäftigten herauszuarbeiten, welche Werkzeuge in der AM Vorsorge sinnvoll einzusetzen sind.

Material und Methoden: Im Rahmen einer Längsschnittstudie über 5 Jahre wurden Beschäftigte eines Katalysatorbetriebes und betriebsinterne Kontrollen in Jahresabständen mittels Fragebogen, Hautpricktest (SPT) mit Hexachloroplatinsäure, Gesamt-IgE, FEV1 und Methacholintest (Effektparameter) untersucht. Als Confounder wurden Rauchen und Allergie gegen Umweltallergene berücksichtigt. Es wurden nur Beschäftigte mit mindestens drei Untersuchungen eingeschlossen (n=239). Für jeden Probanden wurden Messreihen aller Parameter über die Zeit erstellt und Regressionsgeraden errechnet. Deren Steigungen und die Abweichungen der Einzelwerte (Variabilität) wurden in scatter-plot-matrices mit Steigungen der Regressionsgeraden auf der X-Achse und Abweichungen der Einzelwerte auf der Y-Achse dargestellt. Eine Beurteilung der Parameter erfolgte nach Kategorisierung der Probanden gemäß Exposition, Beschwerden und SPT(Pt).

Ergebnisse: (1) Inzidente Beschwerden waren mit einer Konversion des SPT(Pt) von negativ zu positiv und mit hoher Exposition zu Pt assoziiert, die Beschwerden waren aber nicht immer arbeitsbezogen. (2) Eine Konversion des SPT(Pt) war mit einem Anstieg des Gesamt-IgE assoziiert, dieser Befund war aber nicht spezifisch. (3) FEV1 fiel im Zeitverlauf bei Personen mit Asthma ohne Arbeitsbezug ab.

Schlussfolgerung: Für die AM Vorsorge bei Pt-Exposition sollten bevorzugt Fragebogen, SPT(Pt) und Spirometrie eingesetzt werden, wobei auch inzidente nicht-arbeitsbezogene Beschwerden auf eine Pt-Allergie hindeuten können. Die Spirometrie sollte durchgeführt werden, weil sie ohne großen Aufwand durchzuführen ist und zur Früherkennung von Krankheiten ohne SPT(Pt)-Reaktivität geeignet ist.