Deutsche Heilpraktiker-Zeitschrift 2006; 1(5): 31
DOI: 10.1055/s-2006-958247
DHZ | spektrum
HPA spezial
© Sonntag Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Prüfungsfragen - Kindliche Infekte

Further Information

Publication History

Publication Date:
22 February 2007 (online)

Liebe Heilpraktikeranwärter - hier ist Ihre Seite mit Fragen rund um das Thema „Infekte beim Kind”. Viel Erfolg beim Beantworten wünscht Elvira Bierbach!

Schriftliche Prüfungsfragen

(Es ist jeweils ein Kreuz zu machen.)

Frage 1:

Welche hier genannten Infektionskrankheiten im Kindesalter gehen typischerweise mit einer Angina einher?

  1. Mononucleosis infectiosa

  2. Windpocken

  3. Scharlach

  4. Mumps

  5. Diphtherie

  • nur 1, 3 und 5 sind richtig

  • nur 2, 3 und 4 sind richtig

  • nur 3, 4 und 5 sind richtig

  • nur 1, 3, 4 und 5 sind richtig

  • 1-5, alle sind richtig

Frage 2:

Ein 8-jähriges Mädchen hat seit 3 Tagen Fieber (38,3 °C) mit Schnupfen. Es zeigt ein Exanthem auf der gesamten Haut einschließlich Kopf- haut, Genitale und Mundschleimhaut mit feinen rötlichen Papeln und z.T. aufgekratzten Bläschen. Keine weiteren pathologischen Befunde. Ihre Verdachtsdiagnose?

  • Atopisches Ekzem

  • Scharlach

  • Röteln

  • Windpocken

  • Masern

  • Ekzema herpeticum

Mündliche Prüfungsfragen

Frage 3:

Sie werden zu einem 4-jährigen Kind gerufen. Es hat hohes Fieber, ist sehr unruhig, wälzt sich im Bett hin und her. Es hat schwallartig erbrochen. Bei welchen zwei Infektions-krankheiten tritt dieses Bild typischerweise auf? Welche weiteren Symptome führen zur Diagnose?

Frage 4:

Sie diagnostizieren in Ihrer Praxis bei einem Kind Windpocken. Wie verhalten Sie sich hinsichtlich Behandlung, Infektionsprophylaxe, Hygiene und Schutz von gefährdeten Personen?

Frage 5:

Welche Komplikationen hat eine Epiglottitis acutissima?

Antworten

Frage 1: Antwort a

  1. Bei Mononucleosis tritt regelmäßig eine Tonsillitis auf, evtl. mit grauweißlichem, leicht abwischbarem Belag.

  2. Im Prodromalstadium treten mitunter Halsschmerzen, jedoch keine Angina auf.

  3. Klassische Symptome: katarrhalische oder eitrige Angina mit Schluckbeschwerden, geschwollenen Lymphknoten, Enanthem am weichen Gaumen und Rachen. Am 1. Tag weißlich belegte, ab dem 4. Tag hochrote „Himbeerzunge”.

  4. Im Prodromalstadium gelegentlich Halsschmerzen, jedoch keine Angina. Leitsymptom: entzündlich-schmerzhafte Schwellung der Ohrspeicheldrüse(n).

  5. Tonsillitis und Pharyngitis mit fibrinösem, grau-eiß-gelblichem und fadsüßlich riechendem Belag (= Pseudomembran), zunächst auf den Tonsillen, später auch im Nasenrachenraum. Abwischen führt zu leichten Blutungen.

Frage 2: Antwort d

  • Das atopische Ekzem (Neurodermitis) beginnt in diesem Alter v.a. in Kniekehlen, Ellenbeugen, an Handgelenken und Hals. Es zeigt zwar z.B. Juckreiz, Erythem, Schuppung und Krustenbildung, befällt aber niemals die Mundschleimhaut. Kein Fieber, keine Rhinitis.

  • Das klassische Scharlach-Exanthem (feinstfleckige, dicht stehende, blassrosa-hellrote Papeln) ist im Achsel- und Leistenbereich am ausgeprägtesten, lässt aber das gerötete Gesicht frei mit perioraler Blässe. Keine Bläschen, kein Juckreiz.

  • Das Röteln-Exanthem ist zartrosa bis hellrot, kleinfleckig, kaum erhaben. Es konfluiert nicht. Beginn hinter den Ohren, dann Gesicht, Körperstamm, Extremitäten. Erwachsene haben evtl. leichten Juckreiz. Keine Papeln, Bläschen oder Krusten.

  • Richtig! Das Windpocken-Exanthem beginnt an Gesicht und behaarter Kopfhaut, greift über auf Kopf, Extremitäten und Rumpf (hier am dichtesten). Sehr oft sind auch (Halb-)Schleimhäute betroffen. Die Effloreszenzen liegen relativ weit auseinander. Entwicklung: rote Flecken, Papeln, stark juckende Bläschen, Pusteln (roter Saum, zentrale Delle). Zum Schluss fallen sie als Krusten ab. In der 1. KW sind alle Stadien nebeneinander zu finden („Sternenhimmel”).

  • Das Masern-Exanthem beginnt hinter den Ohren, breitet sich auf Hals, Gesicht und Mundpartie, später auf Rumpf und Extremitäten aus, am 3. Tag auch auf Hände und Füße. Es juckt kaum und besteht aus kleinen, scharf begrenzten, roten Flecken, die später zu größeren bräunlichroten, leicht erhabenen Flecken konfluieren.

  • Diese Infektion mit Herpes-simplex-Viren erscheint oft bei Säuglingen mit Milchschorf (atopischer Dermatitits), vorwiegend im Gesicht und am Hals. 2-3 Wochen schubweise Ausschläge von Bläschen, die später zu Pusteln werden. Meist hohes Fieber ohne Schnupfen.

Zu Frage 3:

Otitis media und Meningitis! DD Otitis: „Ohrzwang” (Kind berührt sich dort) und -schmerzen, druckschmerzhafter Tragus, Mastoid- und Trommelfellveränderungen. DD Meningitis: Lichtscheu, Kopf-, Rücken-, Nackenschmerz, Nackensteifigkeit und -beugeschmerz, Krämpfe, Kniekussphänomen, positives Kernig-, Brudzinski-, Lasègue- Zeichen, Kahnbauch, Jagdhundstellung.

Zu Frage 4:

Behandlungsverbot für HP (§ 34 IfSG), keine Meldepflicht. Kind zum Arzt überweisen, Kontakt mit anderen Personen meiden. Vor dem nächsten Patienten gründlich lüften, Hände-, Geräte-, Flächen-, Boden-, Wäschedesinfektion. Windpocken sind hoch ansteckend, können für Schwangere (v.a. zwischen 8. und 21. SSW), Immungeschwächte (z.B. Aids, Chemotherapie, Leukämie) und alte Menschen gefährlich werden. Patienten, v.a. aus Risikogruppen, mit Kontakt zum Kind unter Wahrung der Schweigepflicht aufklären.

Zu Frage 5:

Ohne Behandlung innerhalb von 24-48 Std. Tod durch Ersticken, Kreislaufversagen! Bei Racheninspektion oder Erschütterung evtl. reflektorisch Herzstillstand, Stimmritzenkrampf, Glottisverschluss.

    >