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DOI: 10.1055/s-2006-957259
Osteoplastische, extradurale, mikrochirurgische Versorgung von traumatischen frontobasalen Liquorfisteln durch die Stirnhöhle
Einleitung: Die Wahl des chirurgischen Zugangs, der operativen Technik und des Zeit-punktes der Operation bei der Behandlung traumatischer Liquorfisteln der Frontobasis werden nach wie vor kontrovers diskutiert. Während “extrakranielle” und endoskopische, transnasale Zugänge durch die paranasalen Sinuus zunehmend unter HNO-Ärzten und ZMK-Chirurgen populär sind, bevorzugen Neurochirurgen traditionell die “intrakranielle” Versorgung der Fisteln über eine Kraniotomie. Wir präsentieren unsere Erfahrung bei 93 Patienten mit traumatischen frontobasalen Duraverletzungen, die mikroneurochirurgisch, extradural, über einen osteoplastischen Zugang durch die Stirnhöhle behandelt wurden.
Material und Methoden: Der Eingriff, der zwischen 11/1991 und 6/2006 bei insgesamt 93 Patienten durchgeführt wurde, lässt sich in folgende operative Schritte unterteilen: (1) Darstellung der Vorderwand des Sinus frontalis über einen bikoronaren Hautschnitt; (2) Exzision der Stirnhöhlenvorderwand, ohne frontaler Bohrlöcher; (3) bilaterale Entfernung der Stirnhöhlenhinterwand; (4) extradurale Inspektion der Dura hinter der Stirnhöhle, auf der Lamina cribrosa, dem Ethmoidaldach sowie den Orbitadächern bilateral; (5) Verschluß von Duradefekten mittels primärer Naht und/oder Aufnähen eines Periostlappens; (6) Einlage eines großlumigen Silikonkatheters durch den Ductus nasofrontalis zur Gewährleistung der nasofrontalen Kommunikation; und (7) Wiedereinsetzen bzw. Rekonstruktion der Stirnhöhlenvorderwand und Fixierung mit Mikroplatten.
Ergebnisse: Von den 93 operierten Patienten waren 90 männlich, das Durchschnittsalter betrug 32 Jahre (15–74 Jahre). Die frontobasale Revision wurde im Durchschnitt 4,5 Tage nach dem initialen Trauma durchgeführt, in allen Fällen wurde mindestens ein eindeutiger Duradefekt dargestellt und verschlossen. Zusätzliche Hirnverletzungen wurden bei 91,4%, weitere Mittelgesichtsverletzungen bei 68,8% der Patienten festgestellt. Eine erneute frontobasale Revision bei fortbestehender Rhinoliquorrhoe musst bei 3 Patienten durchgeführt werden. Weitere operationsbedingte Komplikationen (Infektionen/Wundheilungsstörungen) traten bei 2 Patienten auf.
Schlussfolgerung: Der hier beschriebene osteoplastische Zugang durch die Stirnhöhle ermöglicht nicht nur eine atraumatische und übersichtliche Darstellung der gesamten Frontobasis bilateral, sondern auch die extradurale mikrochirurgische Versorgung von hier lokalisierten Duradefekten in der frühen Phase nach dem Trauma, mit minimalem Spatelzug auf das Gehirn. Eine optimale Sanierung und Rekonstruktion der Stirnhöhle ist möglich, ebenso wie die intraoperative Kooperation mit der ZMK zur Versorgung weiterer Mittelgesichtsverletzungen.