DO - Deutsche Zeitschrift für Osteopathie 2006; 4(04): 4-7
DOI: 10.1055/s-2006-957048
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Hippokrates Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG Stuttgart

Im Gespräch mit ... Jim Jealous

Peter Wührl
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Publication Date:
06 December 2006 (online)

Ich treffe Jim Jealous in einem typisch amerikanischen Café, in Lancaster, einem kleinen Ort hoch im Norden des bergigen Bundesstaates New Hampshire, USA. Bei Kaffee und biologischen Muffins reden wir über sein Leben, die Osteopathie, über Gott und die Welt. Seine Sätze sind meist von einem charmanten Augenzwinkern und der Frage: Are you with me (Kannst du mir folgen?) begleitet.

Wie lebst du, Jim?

„Ich lebe ein sehr einfaches spirituelles Leben. Ich habe ein altes Holzhaus von 1850. Es ist sehr klein und sehr warm und ich repariere es ständig. Ich pflege es sehr, da es sehr alt ist, von Hand gebaut und ich sowieso viel mit Werkzeugen arbeite. Ich arbeite in den Wäldern und unternehme Ausflüge in die Wildnis. Ich besitze einen naturbelassenen Garten. Ich hatte ein Diplom in Botanik und Philosophie, schon bevor ich mich mit Medizin befasste. Mein Leben ist eigentlich sehr einfach. Ich habe einen Pickup-Truck, aber keinen Fernseher. Ich lebe mitten in der Wildnis, also gehe ich auch fischen. Es gibt hier Bären und Elche und alles mögliche.”

Könntest du dir vorstellen, das alles zu verlassen, etwa nach Europa zu ziehen oder in einer Stadt zu leben?

„Es gibt zwei Sorten von Innenleben, richtig? Eines mit der Natur und eines mit Gott. Wenn ich nach Europa fahren würde, würde ich in Lourdes, im Marienheiligtum, studieren, tagelang dort sein, nur um zuzuschauen wie Menschen geheilt werden. Es ist wie eine Liebesaffäre. Ich liebe es.

Ich war vor einigen Monaten in Wien. Auf der anderen Straßenseite war eine Kirche, also bin ich dort hineingegangen, nur um mich hinzusetzen und meine Ruhe zu finden. Ich finde die ganze Geschichte des Betens in Europa, nicht die Religion an sich, aber die Geschichte des Betens, ganz faszinierend, weil es dort schon seit Menschengedenken Kriege gegeben hat. Wenn du Glauben finden willst, musst du deine sieben Sinne beisammen haben.

Die Frage ist nicht, ob ich mich anpassen kann oder nicht - es geht darum, ob Gott mich darum gebeten hat oder nicht.

Als ich das erste Mal nach Europa kam, wollte ich nicht hin. Ich spreche die Sprachen dort nicht, die Leute hatten Angst vor mir und ich genauso vor ihnen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Meine ersten europäischen Erfahrungen habe ich in den 80er Jahren in England gemacht. Ich fuhr dorthin um zu unterrichten und wir hatten eine britisch-amerikanische Studiengruppe. Ich wurde zum Präsidenten des Zentrums für Kinderosteopathie in London ernannt und bin es immer noch. Ich habe geholfen, den Lehrkörper auszubilden, habe viel Zeit in diesem Zentrum verbracht.”

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Der US-amerikanische Osteopath Jim Jealous vorseinem Liebilngscafé Simeon the Tanner's auf der Hauptstraßein Lancaster, New Hampshire.

Behandelst du noch Patienten oder unterrichtest du hauptsächlich?

„Ich bin im Ruhestand. Ich bin jetzt, wie du weißt, 63, ich habe meine besten Jahre hinter mir,” sagt er und grinst mit einem Augenzwinkern. „Als ich noch praktizierte, habe ich sieben Tage die Woche gearbeitet. Ich war Landarzt. Ich war kein Spezialist für manipulative Medizin und ich habe jeden, der ins Krankenhaus kam, behandelt, auch Babys. Ich unterrichte und studiere viel. Ich rede mit ca. 30 Menschen wöchentlich, einfach um ihnen bei Fragen oder Projekten zu helfen. Ich arbeite mit an einem Kinderprojekt in Maine und in London. Ich und acht andere Personen versuchen gerade ein pädiatrisches Unterrichtsprogramm zu entwickeln. Es gibt Menschen überall auf der Welt, an deren Projekten ich beteiligt bin.

Wenn ich jetzt nicht gerade Osteopathie unterrichten würde, würde ich weitere 1.500 Meilen in den Norden ziehen und dort auch in den Wäldern leben. Ich bin sehr gut ausgebildet und kann es machen, da ich sowieso nicht weiß, wann ich sterben werde, jetzt oder in 20 Jahren, aber mein Lebensabend sollte einfach sein...

Ich weiß nicht, ich fühle eine Liebe in mir und will einfach mit dieser Liebe leben.”

Warum erlebst du diese Liebe in der Wildnis. Ist Natur gleich Wildnis?

„Wildnis bedeutet, dass der Mensch die Umwelt nicht psychologisch gestört hat. Dort haben wir den ,fluiden Körper' gefunden. Wenn du in die Wildnis gehst, begegnen dir wilde Tiere. Sie kommen auf dich zu, sie laufen nicht davon. In der Natur laufen die Tiere weg, sie wurden gejagt.

Aber wie wäre es, einem Menschen zu begegnen, der nur mit Gott und nichts anderem lebt? Wenn du ins Kloster gehst, könntest du auf einen Mönch treffen. Wenn du in die Wildnis gehst, begegnest du Tieren, die Gott kennen, sie kommen auf dich zu. Wenn du Bären triffst, fressen sie dich nicht, es sei denn, du bist krank. Ich bin groß geworden mit dieser tiefen, tiefen Liebe zum Einfachen in den Herzen von Tieren, Bäumen und Gräsern. Hast du schon einmal irgendwo Boden berührt, den zuvor noch nie ein Mensch betreten hat? Das ist wie an einem heiligen Ort.”

Wie hat sich das biodynamische Programm entwickelt?

„Ich habe 1978 angefangen Teile dieses spezifischen Programms zu unterrichten. Aber erst seit 1994 haben wir ein echtes Programm. Ich dachte, wir würden höchstens einen Kurs geben, aber allein für diesen Kurs hatten wir 800 Anmeldungen!

1978 bin ich als Osteopathielehrer ans College nach Maine, meinem Geburtsort, gegangen und der Lehrer dort unterrichtete gerade High-Velocity-Technik. Also habe ich ihm geholfen High-Velocity-Technik zu unterrichten und da einer der Studenten krank war, hat er mich gebeten, länger zu bleiben und diesen zu behandeln.

Da standen dann 10 oder 15 Studenten, die mich beobachteten, während ich mich nicht bewegte. Sie fragten, ,Was machen Sie da?' und ich sagte, ,ich praktiziere die verflixte primäre Respiration.' Das eigentliche Problem war dann, dass der Student, der wirklich schwer krank gewesen war, wenige Tage später eine Art Wunderheilung erlebte. Die Studenten riefen mich dann an und baten mich, zweimal die Woche wieder zu kommen, so habe ich 1978 angefangen. Mitte der 80er sollten wir schon 60 Studenten für 10 Tage unterrichten mit nur zwei Lehrkräften. Das war alles ehrenamtlich. Aus dieser Zeit stammt das Programm.”

Wer sind die Mitglieder dieser Studiengruppe?

„Michael Burrano, Andy Goldman, Jane Carreiro, Sue Turner, Christian Sullivan aus England, Joseph Fields, Judy Aldrich. Anne Wales und Robyn Seamer aus England, die in Australien unterrichten. Peter Cochheel, Stuart Korth. Wir waren jung und stolz und wild. Aber nicht wild im negativen Sinne. Ich glaube das Schlimmste, was wir jemals angestellt haben, war vielleicht zu viel Scotch zu trinken. Wir haben Freitagabend bei mir zu Hause angefangen und bis 2 Uhr morgens Anatomie-Dias angefertigt. Samstag haben wir dann unterrichtet und wieder Anatomie-Dias angefertigt, Sonntag unterrichtet und dann zurück in die Praxis. Ich musste 2 Stunden fahren, manche waren aber 5, 6 oder 7 Stunden unterwegs.”

Wohin führt dich dein Weg?

„Im Moment reagiere ich auf die Menschen, die mich um Unterricht bitten, zumindest die, die ein offenes Herz haben. Es gibt Menschen, die an den Kursen nur aus Machtgier teilnehmen. Das nützt ihnen aber nichts, weil diese Kurse sie letztendlich in ihren Wesen verändern. Tom Esser hat drei Jahre gebraucht, mich zu überreden, in Deutschland zu unterrichten, weil ich nicht gehen wollte. Ich machte dort aber dann eine wunderbare Erfahrung auf dem Kongress, das war letzten September. Es war alles sehr schwierig, weil ich sehr viel tun musste und der Platz war sehr eingeschränkt. Dafür waren die Menschen aber sehr offen, sie hatten Köpfchen und haben die Hintergründe begriffen. Das war sehr witzig. Ich mag Deutschland sehr, wirklich. Ich mag die Österreicher, die, mit denen ich gearbeitet habe, sind wundervoll, die Engländer auch. Ich werde wiederkommen. Auch wenn es harte Arbeit ist.”

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Der Mitbegründer des Biodynamics Programm und sein Pickup-Truck:„Mein Leben ist eigentlich sehr einfach. Ich lebe mitten in der Wildnis, also gehe ich auch fischen. Es gibt hier Bären und Elche und alles Mögliche.”

Glaubst du, dass Osteopathie z.B. an der Universität unterrichtet werden kann?

„Ich war nie wirklich Teil einer Institution, ich glaube nicht daran. Wenn man einer Institution angehört, muss man Kompromisse eingehen. Das ist okay, aber nur wenn man kein Forscher ist. Ich muss die Grenzen immer verschieben, ich ändere ständig den Lehrstoff, ich muss in Bewegung bleiben, das Ganze am Leben halten.

Weißt du, was die osteopathischen Hochschulen falsch machen? Sie suchen sich die falschen Studenten aus. Man muss Menschen mit Herz aufnehmen. Es geht hier um eine Art Dienst am Patienten. Stattdessen werden jene ausgewählt, die konkurrieren, die Intellektuellen. Die Osteopathie stirbt in den USA aus, obwohl wir die besten und meisten Lehrer haben. Wir haben eine Kerngruppe in diesem Land, das ist erstaunlich. Aber die Institutionen haben sich verkauft, deshalb stirbt die Osteopathie.”

Fühlst du dich als Teil einer Gemeinschaft?

„Es gibt eine osteopathische Gemeinschaft: Menschen, die sich gegenseitig respektieren, weil sie Osteopathen sind, keiner überlegt, wer besser ist oder ähnliches. Ich arbeite seit acht Jahren in Österreich, dies ist eine Gemeinschaft geworden, wir sind alle eng miteinander verbunden. Wenn man etwas lernen will, die ausgefeiltesten Heilungsprinzipien, muss man einer Gruppe angehören, deren Mitglieder sich bedingungslos lieben. Es ist mir egal, wie du behandelst, es geht darum, was du liebst. Ich habe Teilnehmer, manchmal nicht die hellsten Köpfe, die Knochen knacken - sie sind großartig, wunderbar. Gib ihnen eine Chance, die Gelegenheit zu lernen, und sie heben einfach ab. Aber ein schlechter Lehrer kann das Leben eines Studenten ruinieren.”

Was ist ein schlechter Lehrer?

„Ein Lehrer, der herablassend ist, oder jemand, der sagt, es geht nur auf diese Weise, oder nicht nach der Begabung eines Studenten sucht. Egal, was man unterrichten möchte, man muss den Weg finden, damit der Student lernen kann.”

Negative Pädagogik?

„Was ich davon halte? Das funktioniert nicht. Du weißt, wie ich bin, Peter. Du hast genug mit mir zu tun. Wenn wir Gesundheit finden wollen, lass uns ehrlich sein. Respekt haben. Das meine ich ernst. Wenn ich mit einer Gruppe arbeite, weiß jeder, ich bin für sie da. Peter, ich kenne dich gar nicht, aber wenn ich dich nicht mögen würde, würde ich gar nicht mit dir reden. Es ist gut, dass wir reden, dass du siehst, wo ich lebe, dass wir gemeinsam Osteopathie erleben. Daraus wird etwas Gutes resultieren.”

Wie kannst du im Unterricht sicher sein, dass Menschen dich nicht nur auf intellektueller Ebene verstehen?

„So wie ich unterrichte, kann man das nicht auf intellektueller Ebene verstehen. Ich bin zu schnell. Ich weiß zu viel.”

Ist diese eine bewusste Entscheidung?

„Ja. Ich unterrichte so, wie ich es in den Wäldern erlebt habe. In der Wildnis. Das ist dasselbe. Du kannst nicht in die Wildnis gehen, dich mit einem Buch hinsetzen und erwarten, dass etwas passiert. Also, wenn du einen Vortrag hältst, musst du das im Innern erleben. Zuerst macht dich das ehrlich, du lebst für den Moment, und das macht dich schwer einschätzbar. Du weißt nicht, in welche Richtung die Tide schwimmt. Die größte Sache, die ich Menschen beibringen muss, ist ihren Geist aufzulockern, so dass sie sich mit der Präsenz bewegen können, nicht den fluidalen Schwankungen, aber mit der Präsenz der primären Respiration. Jeden Moment. Dann bekommen sie ein Gefühl des Friedens und werden wieder gesund. Na ja, hierin findet sich nichts Intellektuelles.”

Warum sagst du das? Ist darin nichts Intellektuelles enthalten?

„Weil es so ist. Es gibt Philosophie. Darin ist Theologie, Kosmologie, aber keine pure Wissenschaft enthalten. Denk daran, ein Wissenschaftler philosophiert nicht. Wenn wir an Plato denken, an andere große Gelehrte, sie hatten Wissen. Sie waren nicht intellektuell. Jemand spürte: ,Ich glaube, diese Knochen atmen.' Wir sitzen hier 115 Jahre später in einem Restaurant am Ende der Welt, weil Sutherland der Stimme seines Herzens folgte. Sein Gehirn kam ihm dann in die Quere und er musste versuchen, alles zu analysieren und die Modelle zu benutzen. Er kämpfte sich da durch, aber letztendlich, am 12. April 1948, hat er losgelassen.”

Wie hat er losgelassen?

„Entferne dich soweit wie möglich von deinen körperlichen Sinnen. Lass die ,Tide' walten. Er sah den Atem des Lebens transmutieren. Und es ist ihm klar geworden, dass seine frühere Vision der atmenden Knochen von Gott kam. Dann führte Gott ihn den Weg entlang, um ihn nach Hause zu bringen, er sah das als eine spirituelle Reise an. Er verbrachte fast 50 Jahre mit dieser einen Sache, er hat nichts anderes studiert. Seit 1965 mache ich auch nur eines: Primäre Respiration. Ich kenne nichts anderes. Das Gute an der primären Respiration ist, du nimmst sie überallhin mit. Du kannst damit sterben, du kannst damit geboren sein, du kannst damit dein Herz öffnen. Sie kann dich durch die Wildnis führen, durch die innere Wildnis. Die Menschen werden dich als spirituellen Heiler sehen, ob es dir gefällt oder nicht.

Wir sollten uns um die Patienten kümmern. Der ganze Patient - Körper, Seele, Geist. Still hat sich klar ausgedrückt. Dieser Beruf basiert nicht nur auf dem Bewegen von Knochen, es geht viel tiefer.”

Kommt das aus der osteopathischen oder aus der spirituellen Praxis?

„Du hast mir eine spirituelle Frage gestellt, jetzt kommt eine psychologische Frage. Die Antwort ist nein. Es gibt hier einige Aspekte. Die spirituelle Reise: Es geht um deine Beziehung mit Gott, der in dich atmet, und du spürst diese Liebe, klar? Das ist die spirituelle Reise, nichts anderes. Du und ich, wir könnten eine Schule dafür aufmachen, wir würden Zutritt nur denjenigen gewähren, die entweder wissen oder glauben, dass Gottes Name Liebe ist, und dass die Liebe leibhaftig wurde und sich bewegt. Diese Schule der Heilung wäre großartig und Menschen würden gesund werden. Sie müssten aber Präzision lernen. Wenn du in der Wildnis sicher sein möchtest, wenn du an einem heiligen Ort sicher sein möchtest, musst du enorme Präzision kennen. Nur dann ist es sicher. Wenn dir ein Gedanke kommt, woher weißt du, ob er von deinem Ego oder vom Teufel oder von Gott oder sonst woher kommt? Wenn Gott mit dir sprechen würde, das würdest du wissen. Du würdest dahin schmelzen und wärst körperlich so ruhig, dass du beinahe transparent werden würdest. Menschen neigen dazu, andere Menschen lieben zu wollen. Und es geht nicht darum, dass wir lieben, aber darum, dass andere Menschen die Göttlichkeit in sich selbst spüren. Still sagte, er schäme sich nicht, ein Kind des Geistes Gottes zu sein. Die Lehrer müssten Menschen sein, die diese spirituelle Praxis gefunden haben. Aber worin besteht diese Praxis? Jeder Osteopath, wenn er sich immer in Richtung Gelassenheit bewegt, wird eines Tages von Angesicht zu Angesicht mit Gott stehen. Es ist Schicksal, ob es ihm gefällt oder nicht.”

Welcher Gott?

„Gott ist Liebe. Punkt. Ich kenne Osteopathen, die sind 60 bis 70 Jahre alt und behandeln noch. Sie sind wunderbare Menschen mit Herzen voller Liebe. Sie dienen. Aber wenn sie diese göttliche Liebe spüren würden, würde dies ihr Leben ruinieren, da dieses Gefühl nicht mehr verschwindet. Sie wissen immer noch nicht, wie außergewöhnlich sie sind. Sie glauben, aufgrund ihrer Leistung klinische Ergebnisse zu erzielen. Das ist aber nicht so. Es ist wegen dem, was in ihrem Herzen ist. Das wissen sie nicht. Sie haben die wunderbare Erfahrung nie gemacht, diese wunderschöne Person, die sie sind, kennen zu lernen.”

Was ist der Unterschied zwischen Heilungsprozess und Gesundheit?

„Dieser Prozess ist eine Beziehung zwischen der Gesundheit und dem homöostatischen Mechanismus des Körpers. Die Gesundheit funktioniert nicht durch irgendwelche Systeme, sondern durch das Ganze. Du kannst beginnen, die Neutralität zu fühlen und du fängst schon an, die Wirkung zu sehen, du fühlst das automatische Verschieben im therapeutischen Prozess. Aber wo kommt es her? Wir versuchen die Ursache zu finden. Also reisen wir kontinuierlich weiter, bis wir den Ort des kompletten Friedens finden. Und wir atmen. Ohne Atem, keine Atmung, es ist nur Atmen.”

Spielst du mit Worten?

„Hör mal, wenn Laotse damit durchkommen konnte, kann ich es auch!”, sagt er und grinst wieder... „Es ist Atmung, aber keine Atmung mit Atemzügen, so wie du und ich sie uns vorstellen.”

Warum müssen wir als Osteopathen anwesend sein? Warum kann der Selbstheilungsmechanismus nicht ohne uns seine Arbeit leisten?

„Weil der Patient mit seiner Gesundheit nicht eins ist. Deswegen muss jemand bei ihm sein, sonst kann er nicht gesunden. Jemand muss daran glauben, jemand muss den Widerstand des Systems gegenüber der Heilung abbauen. Denk daran, die Energie zur Heilung sitzt in der Läsion.

Wenn ein Patient die eigene Gesundheit spürt, spürt er die physische Präsenz der Liebe und dieses Gefühl sitzt in den Knochen. Dann kommt er ja nie zu dir zur Behandlung.

Psychologisch gesehen, lieben die Menschen ihre Unabhängigkeit. Aber eigentlich sind wir gar nicht so. Wenn du stirbst, hast du hoffentlich jemanden, der dich im Arm hält, und hoffentlich hält er dich genau so, wie du im Beisein Gottes gehalten werden möchtest. Dich nicht zurückhalten, kein Mitleid mit dir haben, aber eins sein mit dir und deinem Geist, wenn du über die Schwelle gehst. Willst du alleine gehen? Dann wirst du verhungern.

Still sagte, wir brauchen Luft. Ist sie in unserem Körper enthalten? Wasser. Wie viele Patienten haben reine Luft und Wasser? Und ein Zuhause, ein echtes Zuhause. Er sagte, wir brauchen Nahrung, echte Nahrung. Wie viele Menschen haben echte Nahrung, und Ruhe? Wie viele Menschen wissen wirklich, was dieses Wort bedeutet? Also gibt es schon fünf Sachen, die nicht von innen kommen, sie kommen von außen, und viele Menschen haben keine von diesen fünf.”