ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2006; 115(12): 545
DOI: 10.1055/s-2006-957008
Rundschau

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zahnärztekammer Berlin zieht Bilanz ihres Kiez-Projektes - "Streetworker" beste Botschafter für Prophylaxe

Further Information

Publication History

Publication Date:
19 December 2006 (online)

 

Zum Tag der Zahngesundheit 2005 hatte die Zahnärztekammer Berlin in einem sozioökonomisch schwachen Stadtteil (Kiez Klausenerplatz/Berlin) mit hohem Migrantenanteil ein Modellprojekt gestartet. Ziel war es, Maßnahmen zu erproben, um möglichst viele Eltern, die nicht die üblichen Informationsangebote annehmen, zu erreichen und für die Zahngesundheit ihrer Kinder zu sensibilisieren. Der Kiez Klausenerplatz, in direkter Nachbarschaft zum Sitz der Zahnärztekammer, wurde deshalb für das Modellprojekt ausgewählt, weil die Mundgesundheitsdaten hier - nicht unerwartet bei der Struktur der Bevölkerung - im Berliner Vergleich mit am schlechtesten ausfallen. Gemeinsam mit dem Zahnärztlichen Dienst Charlottenburg, mit der Landesarbeitsgemeinschaft Berlin zur Verhütung von Zahnerkrankungen (LAG) und engagierten Akteuren aus dem Kiez (Zahnarzt, Apotheke, Kiezbüro und viele Unterstützer) wurde ein Konzept erarbeitet, das verschiedene Wege für das Erreichen der Eltern/Mütter und auch der Jugendlichen vorlegte, denn gerade in Familien mit Migrationshintergrund spielen die größeren Kinder als "Übersetzer" eine wichtige Rolle.

Nach Abschluss des Modellprojektes ein Jahr später, zum Tag der Zahngesundheit 2006, wurden die einzelnen Module hinsichtlich ihres Erfolges und der Akzeptanz durch die Kiez-Bevölkerung überprüft. Dabei haben sich zahlreiche Muster und Aspekte ergeben, die sich als Vorgehensweise auch für andere klar begrenzte Regionen und Gemeinden in Deutschland anbieten - es gab aber leider auch Misserfolge. Nicht angenommen wurden von der Zielgruppe so gut wie alle Maßnahmen, die ein "Hingehen" verlangten: Der Tag der offenen Praxistür, Infoabend im Kiezbüro und ähnliche Angebote. Im Gegensatz dazu waren Maßnahmen, die "aufsuchend" waren oder "einfach da", wo die Bevölkerung auch war, auf fast schon berührende Weise von Erfolg gekrönt.

Im Rahmen der Aktion ergaben sich auch einige strukturelle Defizite, die erst durch die Aktionsreihe erkannt wurden und nun angegangen werden sollen. So wird derzeit die Berliner Schullandschaft auf Ganztagsschuldienst umgestellt, mit dem Angebot von Mittagessen. "Aber man hat keine Waschbecken eingeplant, wo die Kinder Zähne putzen können. Das wurde schlichtweg vergessen", stellte Dr. Schmiedel mit Bedauern fest. Die Kammer werde sich mit Nachdruck dafür einsetzen, dass die Schulverwaltung diesen Missstand erkennt und möglichst zeitnah behebt.

Pressestelle der Zahnärztekammer Berlin

Birgit Dohlus

Danckelmannstr. 9, 14059 Berlin

Phone: 030/30127886

Fax: 030/30824683

Email: info@zahndienst.de

    >