Z Gastroenterol 2006; 44 - P_60
DOI: 10.1055/s-2006-955530

Uniparentale Disomie bei mikrosatelliteninstabilen kolorektalen Karzinomen

R Melcher 1, T Kudlich 1, E Hartmann 2, A Rosenwald 2, W Scheppach 1, H Lührs 1
  • 1Schwerpunkt Gastroenterologie, Medizinische Klinik II, Universität Würzburg
  • 2Institut für Pathologie der Universität Würzburg

Hintergrund: Im Rahmen der Kolonkarzinogenese tritt entweder eine chromosomale oder eine Mikrosatelliteninstabilität auf. Es konnte gezeigt werden, dass mikrosatelliteninstabile (MSI-) Kolonkarzinome eine chromosomale Stabilität (CSS) aufweisen und mikrosatellitenstabile (MSS) eine chromosomale Instabilität (CSI).

Methoden: Durch die SNP-Array-Analyse steht eine Untersuchung zur Verfügung, durch die sich 10.000 SNP's auf einmal untersuchen lassen. Dabei können sowohl Informationen zu Amplifikationen und Deletionen im Bereich der untersuchten SNP's erhalten werden. Außerdem kann gezeigt werden, ob der SNP in einem homozygoten (AA, BB) oder heterozygoten (AB) Status vorliegt. Die Methode erlaubt damit eine detailierte Untersuchung des Genoms. Im Rahmen dieser Studie soll mittels SNP-Array-Analyse überprüft werden, ob bei MSI-Kolonkarzinomen bisher nicht nachweisbare chromosomale Veränderungen zu finden sind.

Ergebnisse: Es wurde die DNA von fünf MSI-Kolonkarzinomen und zwölf MSS-Kolonkarzinomen isoliert und mittels SNP-Arrays analysiert. Die Ergebnisse wurden mit den zur Verfügung stehenden SKY-Karyotypen verglichen. Es zeigten sich erwartungsgemäß multiple Amplifikationen und Deletionen in MSS-Karzinomen und nur sehr geringe Veränderungen der Kopienzahl in MSI-Karzinomen. Wir konnten jedoch komplette oder teilweise Verlusten von Chromosomen bei MSI-Karzinomen nachweisen, die durch eine Amplifikation des zweiten Chromosoms wieder ausgeglichen wurden (Uniparentale Disomie, UPD). Als Folge der UPD konnten wir eine Inaktivierung der Tumorsuppressorgene MSH2 und p16INK4 zeigen.

Schlussfolgerungen: Im Rahmen dieser Studie konnte zum ersten Mal das Vorkommen von uniparentaler Disomie (UPD) bei mikrosatelliteninstabilen kolorektalen Karzinomen gezeigt und die Inaktivierung von Tumorsuppressorgenen im Bereich von Arealen mit UPD nachgewiesen werden. Die UPD scheint eine relevante Rolle bei der Entstehung einer Subgruppe von kolorektalen Karzinomen zu spielen.