Z Gastroenterol 2006; 44 - P_35
DOI: 10.1055/s-2006-955505

Standards und Trends in der Therapie der Cholezysto-/Choledocholithiasis in Bayern

F Nusser 2, TK Hüttl 3, FW Spelsberg 1, KW Jauch 1, TP Hüttl 1
  • 1Chirurgische Klinik und Poliklinik, Klinikum der Universität München-Großhadern, München
  • 2Medizincontrolling, Klinikum Rosenheim, Rosenheim
  • 3Klinik für Anästhesie, Klinikum der Universität München-Großhadern, München

Hintergrund: Ziel der Studie ist es, die aktuelle chirurgische Therapie des Gallensteinleidens flächendeckend auf dem Stand des Jahres 2005 zu evaluieren.

Methodik: Ein anonymisierter 8-seitiger Fragebogen mit 40 Fragen und 201 strukturierten Unterpunkten zu Anzahl und Art der durchgeführten Eingriffe inkl. Komplikationen und Letalität, sowie zur differenzierten Diagnostik und Therapie der Choledocholithiasis (CDL) wurde 2005 an alle chirurgischen Kliniken / Abteilungen in Bayern versandt (N=180).

Ergebnisse: Die Rücklaufquote der vorliegenden Zwischenauswertung beträgt 60%. Insgesamt liegen Daten zu 15.325 durchgeführten Eingriffen bei Gallensteinleiden vor. Hiervon entfallen 85,3% auf laparoskopisch begonnene Cholezystektomien (lap. CHE), 11,3% auf primär offene CHE, die übrigen Eingriffe beinhalten Choledochusrevisionen +/- CHE und Sekundäreingriffe. Bei lap. CHE traten 5,7% Konversionen, 3,5% chir. Komplikationen, 0,67% Gallenwegsverletzungen, 0,9% Revisionen sowie eine Letalität von 0,13% auf. Eine intraoperative Gallengangs-Diagnostik wird sporadisch durchgeführt (Sono: 6% selektiv; Cholangiographie: 7% stets, 70% selektiv). Bei präop. V.a. CDL führen 80% obligat eine ERC durch, 10% eine MRC. Eine präoperativ bekannte simultane CDL wird von >90% präop. mittels ERC therapiert, 8% führen vereinzelt eine simultane intraop. ERC durch. Bei erst intraoperativ diagnostizierter CDL bevorzuge 65% eine postop. ERC, 26% eine offene, 5% eine laparoskopische CD-Revision.

Die Therapie der akuten Cholezystitis erfolgt bei 32% der Befragten stets frühelektiv (24–72h) in laparoskopischer Technik, bei 11% primär offen.

Zusammenfassung: Im Vergleich zu früheren Analysen ist keine Verbesserung von Komplikations- und Konversionsrate festzustellen. Zur Therapie der Choledocholithiasis ist weiterhin das therapeutische Splitting der Standard, wenngleich einzelne Kliniken zugunsten der simultanen intraoperativen ERC tendieren. Präemptive Analgesie, intraoperative ERC und Microinstrumente werden nur selten angewandt, der ambulanten CHE kommt derzeit keine Bedeutung zu.