Z Gastroenterol 2006; 44 - P_27
DOI: 10.1055/s-2006-955497

Zirkadiane Variation der rektalen Sensitivität ist unabhängig von der Freisetzung gastrointestinaler Peptide

C Kaiser 1, M Felber 2, A Klauser 1, W Heldwein 1, P Enck 2, B Otto 1
  • 1Medizinische Klinik – Innenstadt, Klinikum der Universität, München, Deutschland
  • 2Medizinische Klinik IV, Universitätsklinikum, Tübingen, Deutschland

Hintergrund: Beim Reizdarmsyndrom werden intestinale Dehnungsreize rascher und verstärkt wahrgenommen, oftmals werden tageszeitabhängige Beschwerden berichtet. Ziel der Arbeit war es, eine mögliche zirkadiane Variation für Dehnungs- und Schmerzreize im Rektum in Bezug auf die Freisetzung von gastroenteropankreatischen Hormonen zu untersuchen. Methoden: Bei 12 gesunden männlichen Probanden (25,3±0,7Jahre) wurden jeweils sieben rektale Ballon-Dehnungen mit computergesteuerter Applikation und Messung von Druck und Volumen (Barostat, DAISY, Standard-Instruments, Karlsruhe) durchgeführt (17.30, 20.30, 23.30, 5.30, 8.30, 10.30 und 13.30 Uhr). Die ersten drei Messungen erfolgten nüchtern, im Verlauf wurden zwei standardisierte Mahlzeiten eingenommen. Die Schwellenwerte wurden für „erste Wahrnehmung“, „Stuhldrang“ und „Schmerz“ sowie die dazugehörigen Compliance-Werte (Volumen-Druck-Quotient=Darmwandelastizität) ermittelt. Dreißig Minuten vor und nach jeder Rektumdehnung erfolgte eine Blutabnahme zur Bestimmung von Cholezystokinin (CCK), Pankreatischem Polypeptid (PP) und Motilin. Ergebnisse: Ein signifikanter Einfluss des Untersuchungszeitpunkts ließ sich für „Stuhldrang“ und „Schmerz“ nachweisen. Nachts (21.00 Uhr) lagen die Werte durchgehend höher als morgens (6.00 Uhr). Signifikante Unterschiede ergaben sich auch für die Darmwandelastizität an den Schwellen für „Stuhldrang“ und „Schmerz“. Die Compliance war am Tag deutlich höher als abends oder nachts, signifikant war dieser Unterschied nur für die Schmerzschwelle. Die Freisetzung von CCK (p<0,001) und PP (p<0,002) zeigte eine signifikante Variation im Tagesverlauf, Motilin hingegen blieb über den Tag konstant. Die Wahrnehmung rektaler Dehnung und die Compliance waren unabhängig von der Nahrungsaufnahme und von den Peptidhormonkonzentrationen. Schlussfolgerung: Die Wahrnehmung rektaler Dehnungsreize zeigte signifikante Unterschiede im Tagesverlauf für „Stuhldrang“ und „Schmerz“, die nicht durch die Freisetzung von gastrointestinalen Peptiden erklärt werden können. Weitere Studien müssen klären, ob diese zirkadiane Variation der rektalen Wahrnehmung erlernt oder durch andere Faktoren bedingt ist.