Z Gastroenterol 2006; 44 - P_24
DOI: 10.1055/s-2006-955494

Intrahepatische Schwangerschaftscholestase und perlschnurartige Choledocholithiasis in Assoziation mit heterozygotem Stopcodon im ABCB4-Gen des Phospholipidtransporters der Leber und niedriger Gamma-GT

K Muehlenberg 1, F Lammert 2, L Bianchi 3, KH Wiedmann 1
  • 1Medizinische Klinik II (Chefarzt Prof. Dr. K.H. Wiedmann), Krankenhaus Barmherzige Brüder, Regensburg
  • 2Medizinische Klinik und Poliklinik I (Direktor Prof. Dr. T. Sauerbruch), Universitätsklinikum Bonn
  • 3Gemeinschaftspraxis für Pathologie, Freiburg im Breisgau / Hofstetten, Schweiz

Wir berichten über eine 40-jährige Patientin mit einer rekurrierenden cholestatischen Lebererkrankung, die sich zweimal im Rahmen einer kompliziert verlaufenden Schwangerschaft und dazwischen liegend mit einer ausgeprägten Choledocholithiasis manifestierte. Je nach Manifestationsform waren während der Schwangerschaften eine normale Gamma-GT und bei der Choledocholithiasis eine sehr hohe Gamma-GT auffällig.

Die Leberhistologie wies auf eine benigne rekurrierende intrahepatische Cholestase (BRIC) Typ Summerskill-Walshe-Tygstrup-Syndrom beziehungsweise auf eine progressive familiäre intrahepatische Cholestase (PFIC) hin. Die daraufhin durchgeführten molekulargenetischen Untersuchungen zeigten eine heterozygote Mutation im Codon 957 des ABCB4 (MDR3)-Gens des kanalikulären Phospholipidtransporters der Leber, die zu einem Stopcodon führt und in homozygoter Form bei Kindern mit schweren PFIC-Verlaufsformen (Typ 3) nachgewiesen worden ist. Ausgeschlossen wurden die häufigen Mutationen E297G und D482G im Gen der Gallensäuren-Exportpumpe. Anders als bei unserer Patientin ist die PFIC Typ 3häufig mit einer erhöhten Gamma-GT assoziiert. Die heterozygote ABCB4-Mutation kann als genetischer Risikofaktor angesehen werden, der zur Cholelithiasis und zusammen mit weiteren prädisponierenden Faktoren (z.B. Östrogene und Gestagene in der Schwangerschaft) zur cholestatischen Hepatitis führt. Die jeweils unter Östrogen- / Gestagen-Wirkung aufgetretene intrahepatische Schwangerschaftscholestase unserer Patientin war daher nur passager. Die Leberwerte normalisierten sich nach den Entbindungen nahezu. Ob Ursodesoxycholsäure den Verlauf der Erkrankung beeinflussen kann, ist nicht gesichert. Die Choledocholithiasis wurde endoskopisch therapiert und eine Cholezystektomie empfohlen.