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DOI: 10.1055/s-2006-955493
„Inzidenz von CED in der Oberpfalz“ – Erste Ergebnisse zwei Jahre nach Aufbau einer bevölkerungsbezogenen Kohorte
Hintergrund: Während der letzten beiden Jahre wurde im Studienzentrum Regensburg im Rahmen des CED-Kompetenznetwerkes eine prospektive CED-Patienten-Kohorte in der Oberpfalz im Sinne eines Melderegisters aufgebaut. Die Oberpfalz stellt eine vornehmlich ländliche Region Ostbayerns mit rund 1.090.000 Einwohnern dar. Hier beschreiben wir erste Ergebnisse zwei Jahre nach dem Aufbau der Kohorte. Patienten und Studiendesign: Die Rekrutierung der Patienten erfolgt seitens der Studienmitarbeiter im Universitätsklinikum Regensburg in Kooperation mit den tätigen Internisten und Chirurgen sowie durch Fallmeldungen seitens aller klinischer und niedergelassener Gastroenterologen, Internisten, Allgemeinmediziner und Pädiater in der Oberpfalz. Zunächst werden klinische Angaben der Patienten dokumentiert. Zudem erfolgt im Anschluss eine Befragung mittels standardisierten Fragebögen zum Verlauf der Erkrankung, Therapiemaßnahmen, chirurgischen Eingriffen und möglicher Umweltbelastungen. Zur Auswertung der Daten werden aktuell alle in der Oberpfalz lebenden Patienten mit Erstdiagnose einer CED ab dem 01.01.2004 bis 01.05.2006 herangezogen. Ergebnisse: Insgesamt wurden seit Beginn der Studie 293 Patienten mit der Erstdiangnose einer CED gemeldet, davon sind 223 Patienten wohnhaft in der Oberpfalz. Von insgesamt 185 verschickten Fragebögen liegen bisher von 127 Patienten aus der Oberpfalz Rückantworten vor, was einer Response-Rate von 68,6% entspricht. 132 Patienten wurden mit M. Crohn gemeldet (m 58/ w 74), 77 mit Colitis ulcerosa (m 38/ w 39), 13 Patienten mit Colitis indeterminata. Die Altersgruppe der 18–25-jährigen ist am häufigsten vertreten (22%), gefolgt von den 36–45-jährigen (19,7%). Das mediane Erkrankungsalter beträgt 33,12 Jahre (9,55 bis 83,4 Jahre), die diagnostische Latenz von Beginn der Symptomatik bis zur Erstdiagnose im Median 61 Tage (Range 0–10,0 Jahre). Auffallend ist eine deutlich höhere Erkrankungshäufigkeit für M. Crohn bei Patienten unter 40 Jahre versus über 40 Jahre (96 vs. 36 Fälle, p=0,001), bei der Colitis ulcerosa zeigt sich hier kein Unterschied (38 vs. 40 Fälle) Die nach Alter und Geschlecht standardisierte Inzidenz wurde mit bei 7,5 Fälle/105/Jahr für M. Crohn berechnet, für die Colitis ulcerosa liegt die Inzidenz bei 3,1 Fällen/105/Jahr.
Hinsichtlich des Befallsmusters beim M. Crohn ist bei 32,6% ein reiner Dünndarmbefall vorhanden (Vienna-Klassifikation L1), bei 29,5% sind Dünn- und Dickdarm befallen (L3). Nur Dickdarm ist in 22,7% (L2) der Patienten befallen, ein Befall des oberen GI-Traktes (L4) gaben 10,6% an. Bei Patienten mit Colitis ulcerosa gaben 30,8% das Vorliegen einer Proktitis an, 21,8% eine linksseitige Colitis, 5,1% eine subtotale Colitis und 26,9% eine Pancolitis. Eine orale oder rektale Therapie mit 5ASA-Produkten geben 87 Patienten (39%) an. Eine Therapie mit systemischen Kortikosteroiden erhalten 74 Patienten (33%), 19 Patienten 88,5%) werden mit Azathioprin behandelt. Schlussfolgerung: Die standardisierte Inzidenzrate von 7,5 Fällen/105/Jahr für M. Crohn ist deutlich höher als die initial erwartete Rate von 5 Fällen/105/Jahr. Dagegen liegt die Inzidenzrate für Colitis ulcerosa unter den Erwartungen. Eine derartige Konstellation einer höheren Inzidenz für M. Crohn wurde bisher nur in 2 großen Kohorten weltweit beschrieben.