Z Gastroenterol 2006; 44 - P_20
DOI: 10.1055/s-2006-955490

Allelische Verlustanalyse der chromosomalen Regionen 8p22 und 18q21.1 bei kolorektalen Karzinomen

E Rosler 1, T Kudlich 1, H Lührs 1, W Scheppach 1, R Melcher 1
  • 1Medizinische Klinik, Schwerpunkt Gastroenterologie, Universität Würzburg

Hintergrund: Tumorsuppressorgene werden durch zwei Schritte inaktiviert. Einer Mutation des ersten Allels folgt die Deletion des zweiten Allels, welche als allelischer Verlust (LOH – „loss of heterozygosity“) detektiert werden kann. Ein Nachweis eines LOH's in bestimmten chromosomalen Regionen kann somit einen indirekten Hinweis auf ein putatives Tumorsuppresorgen, sowie auf das prognostische Verhalten der Tumore geben. Beim kolorektalen Karzinom (KRK) sind vor allem die Regionen 8p22 und 18q21.1 wiederholt signifikant mit einer schlechteren Patientenprognose korreliert wurden. Das Ziel der vorliegenden Studie war demnach die Bestätigung der prognostischern Relevanz von chromosomalen Verluste dieser beiden Regionen.

Methoden: Insgesamt wurden 144 KRK's auf das Vorliegen eines LOH in den beiden Bereichen 8p22 und 18q21.1 getestet. Nach der Mikrosatellitenanalyse mit den Primern D8S254 bzw. D18S474 wurden die Ergebnisse mit den histopathologischen und klinischen Patientendaten korreliert. Ergebnisse: 39,3% (D8S254) bzw. 49,1% (D18S474) der Tumore zeigten einen LOH. Die Korrelation mit den histopathologischen Daten ergab bislang noch nicht beschriebene Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Bei Frauen ist ein LOH der Region 8p22 und ein kombinierter Verlust von 8p22 und 18q21.1 signifikant mit Stadium IV-Tumoren (p=0,0174, p=0,0302), bei Männern mit Stadium II-Tumoren korreliert (p=0,0259). Prognostisch ungünstig erwies sich ein LOH 8p22 nur für Frauen (p=0,0239), während ein LOH 18q21.1 für beide Geschlechter schlechter war (p=0,0304). Bei einem doppelten LOH überlebte keine der Patientinnen länger als 36 Monate (p=0,0004) währenddessen kein einziger männlicher Patient nach 5 Jahren starb (p>0,05). Diskussion: In keinen bisherigen Publikationen wurde auf einen Unterschied zwischen den Geschlechtern geachtet. Dies muss anhand der hiesigen Ergebnisse gefordert werden, so erwiesen sich allelische Verluste sowohl der Regionen 8p22 bzw. 18q21.1 als auch kombinierte Verluste als signifikant schlechter für das Überleben der Patientinnen mit einem KRK. Neben der etablierten Stadieneinteilung der UICC steht somit ein weiterer prognostischer Marker zu Verfügung.