Z Gastroenterol 2006; 44 - P_8
DOI: 10.1055/s-2006-955478

Zusammenhang zwischen dem 5-HT1A Rezeptor-Polymorphismus (C[-1019]G) und interferon-induzierter Depression bei Patienten mit chronischer Hepatitis-C-Infektion

MR Kraus 1, O Al-Taie 1, A Schäfer 1, M Pfersdorff 1, KP Lesch 1, W Scheppach 1, M Scheurlen 1
  • 1Medizinische Klinik und Poliklinik II der Universität Würzburg, Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie

Hintergrund: Die interferoninduzierte Depression ist eine mögliche schwerwiegende Nebenwirkung bei der Therapie von Patienten mit chronischer Hepatitis C-Infektion. Bislang ist die Datenlage zu zugrunde liegenden Mechanismen und möglichen prädisponierenden Faktoren der IFN-induzierten Depression nicht zufrieden stellend.

Patienten und Methoden: Wir behandelten 139 ambulante Hepatitis-C-Patienten mit einer antiviralen Therapie auf der Basis von Interferon alpha-2b. Dabei untersuchten wir in einer prospektiven monozentrischen Längsschnittstudie den Einfluss funktionaler genetischer Variationen des Serotonin-Stoffwechsels im ZNS, die schon in früheren Studien mit einem generell erhöhten Depressionsrisiko in Verbindung gebracht wurden. Das Ausmaß der depressiven Symptomatik wurde mithilfe des HADS (Hospital Anxiety and Depression Scale) erfasst. Alle Patienten wurden in Bezug auf unterschiedliche Varianten des 5-HT1A-Rezeptors (HTR1A), des 5-HT-Transporters (SLC6A4, 5-HTT) und der Tryptophan-Hydroxylase-2 (TPH2) genotypisiert. Ergebnisse: Das Vorliegen der homozygoten HTR1A-1019G Variante erhöhte in signifikanter Weise sowohl die Inzidenz als auch den Schweregrad der beobachteten inteferoninduzierten depressiven Symptomatik. Der maximale Anstieg der HADS Scores stand in signifikantem Zusammenhang mit dem HTR1A-Polymorphismus (P=0.011). Fälle klinisch relevanter Depressionswerte traten gehäuft bei Patienten mit dem HTR1A-1019G Genotyp auf (P=0.017, OR=2.95). 5-HTT und TPH2 lieferten keinen signifikanten Beitrag zum Vorhersagemodell der IFN-induzierten Depression auf der Grundlage von HTR1A (Sensitivität 35.9%, Spezifität 84.0%). Schlussfolgerung: Vorhersagemodelle auf der Basis der HTR1A-Variation eröffnen die Perspektive einer gezielten antidepressiven Prophylaxe bei Patienten mit erhöhtem genetischem Risiko für die Entwicklung IFN-induzierter depressiver Symptome.