Zeitschrift für Phytotherapie 2006; 27 - P27
DOI: 10.1055/s-2006-954929

Untersuchungen zu estrogenen und zentralen Wirkungen von Cimicifuga racemosa

S Moser 1, E Hesse 2, D Werner 2, H Winterhoff 1
  • 1Institut für Pharmakologie und Toxikologie, Universität Münster, Domagkstr. 12, 48149 Münster, Deutschland
  • 2Gebro Pharma, 6391 Fieberbrunn, Österreich

I. Testung auf estrogene Wirkung

Mit einem Trockenextrakt aus Cimicifuga racemosa Nutt. wurde auf estrogene Aktivität an kastrierten Mäusen geprüft. Zielparameter war die Veränderung des Vaginalepithels (Allen Doisy Test). Die orale Behandlung mit H2O (Kontrolle), Mestranol (75µg/kg KG/d, Referenzgruppe), Cimicifuga racemosa (25, 50 bzw. 100mg/kg KG/d, Verum) und die kombinierte Gabe von Referenz und Verum erfolgte über drei Tage; die Vaginalabstriche wurden an den Tagen d1–d11 entnommen undausgewertet. Die Referenzgruppe induzierte einen Estrus von d5–d7, durch die kombinierte Behandlung war die Estrusdauer signifikant verlängert (d5–d9). Nach alleiniger Gabe des Extraktes in Dosierungen von 50 und 100mg/kg KG wurden im Ausstrich Hinweise auf eine schwache estrogene Wirkung deutlich (Proöstrus). An intakten Mäusen wurde nach 28-tägiger Behandlung mit zweimal täglicher oraler Zufuhr von 50mg/kg KG eine signifikante Verlängerung der Estrusdauer erzielt.

II. Testung auf antidepressive Wirkung

Hinweise auf den Wirkmechanismus wurden durch die Bestimmung von Neurotransmittern und von Neurotransmitter-Umsätzen im Urin ovarektomierter Ratten erhalten. 100mg/kg des Cimicifuga-Extraktes induzierten akut eine signifikant vermehrte Ausscheidung von Serotonin, der Serotoninumsatz war signifikant reduziert.

Nach zweiwöchiger Vorbehandlung wurde auch nach 25mg/kg ein reduzierter Serotoninabbau beobachtet. Akut und nach zweiwöchiger Vorbehandlung bewirkten 100mg/kg einen signifikanten Anstieg von Noradrenalin und Dopamin, die HVA-Menge war reduziert.

Als Ursache wird eine MAO-Hemmung durch den Extrakt angenommen, die die antidepressive Wirkung plausibel machen würde.