Zeitschrift für Phytotherapie 2006; 27 - P12
DOI: 10.1055/s-2006-954914

Experimentelle Untersuchungen zu sedierenden, anxiolytischen und antidepressiven Wirkungen von Zubereitungen aus Valeriana officinalis L. s.l

M Hattesohl 1, B Feistel 2, H Sievers 3, R Lehnfeld 3, H Winterhoff 1
  • 1Institut für Pharmakologie und Toxikologie, Universität Münster, Domagkstraße 12, 48149 Münster
  • 2Finzelberg GmbH & Co. KG, Koblenzer Straße 48–56, 56626 Andernach
  • 3PhytoLab GmbH & Co. KG, Dutendorfer Straße 5–7, 91487 Vestenbergsgreuth

Extrakte aus Valeriana officinalis L. s.l. werden bei Unruhezuständen sowie nervös bedingten Einschlafstörungen eingesetzt. Die klinische Wirksamkeit wird häufig mit einer sedierenden Wirkung begründet.

Unterschiedlich hergestellte Extrakte aus Valerianae radix sowie eine daraus hergestellte Extrakt-Fraktion wurden auf eine Sedierung geprüft. Weder nach akuter Gabe noch nach einer Vorbehandlung von bis zu 19 Tagen war die Spontanmotilität weiblicher NMRI-Mäuse reduziert. Auch eine Verlängerung der Ether-induzierten Schlafdauer wurde nicht beobachtet.

Dagegen ergab die Testung im Elevated Plus Maze eine deutliche anxiolytische Wirkung für einen ethanolischen Extrakt (35% v/v), eine daraus gewonnene hydrophile Fraktion sowie einen methanolischen Extrakt (45% m/m). Extrakte, hergestellt mit EtOH 70% V/V, zeigten unter gleichen Bedingungen diese Wirkung nicht. Der ethanolische Extrakt (35% v/v) sowie die daraus gewonnene hydrophile Fraktion wurden an männlichen CD-Ratten im Porsolt-Test auf antidepressive Wirkung geprüft. 250mg/kg KG/d der Fraktion verkürzten im Gegensatz zum Ausgangsextrakt die Immobilitätsdauer signifikant.

Die beobachtete anxiolytische und antidepressive Wirkqualitäten machen eine klinische Wirkung bei der beanspruchten Indikation plausibel.

Als weiterer Effekt, der zur Wirksamkeit beitragen könnte, wurde eine signifikante Reduktion der Corticosteronausscheidung im Akutversuch und eine signifikante Senkung der Corticosteronwerte im Serum nur durch die Fraktion nach dreiwöchiger Vorbehandlung beobachtet.

Die Ergebnisse zeigen, dass Unterschiede in Auszugsmittel und Herstellverfahren zu Baldrian-Extrakten führten, deren Wirkqualitäten sich voneinander unterscheiden.