Aktuelle Ernährungsmedizin 2006; 31 - P60
DOI: 10.1055/s-2006-954561

Dünndarminkarzeration als Komplikation einer massiven Fettschürze bei Adipositas Grad III

U Waidner 1, D Henne-Bruns 1, AM Wolf 1
  • 1Abteilung für Viszeral und Transplantation Chirurgie, Universitätsklinikum Ulm

Einleitung: Patienten, die an extremer Adipositas Grad III leiden, haben ein generell höheres perioperatives Risiko als normgewichtige Menschen. Hier wird ein Fall dargestellt, der die Schwierigkeiten bei der Diagnostik und chirurgischen Therapie aufzeigt. Falldarstellung:

Ein 55-jähriger Patient mit einem BMI von 60,6kg/m2 wurde notfallmäßig mit abdominellen Schmerzen, einer ausgeprägten Hernia ventralis und dem Verdacht einer Bauchdeckenphlegmone in unsere Klinik aufgenommen. In der Vorgeschichte wurden mehrere Operationen angegeben, darunter Dünndarmresektionen und Herniotomien. Bei der durchgeführten Sonographie konnten keine Flüssigkeitsverhalte im Bereich der Bauchdecke detektiert werden. Eine CT war aufgrund des massiven Übergewichts (192kg), das vor allem im abdominellen Bereich bestand, nicht möglich. Vier Tage nach stationärer Aufnahme entleerte sich spontan ein Abszess (3000ml) aus einer früheren Narbe. Bei der sich anschließenden Operation zeigten sich eine riesige Abszesshöhle sowie eine Hernie mit Dünndarminkarzeration. Eine Dünndarmteilresektion sowie ein ausgeprägtes Débridement waren notwendig. Weiterhin mussten in einer zweiten Operation 20kg infizierter Pannus entfernt werden. Die riesige Wundhöhle wurde mit Vacuseal-Verbänden gedeckt und in weiteren 18 Operationen zur Abheilung gebracht. Anschließend konnte die granulierende Wunde mit einer Meshgraft gedeckt werden. Nach drei Monaten konnte der Patient in gutem Allgemeinzustand unsere Klinik verlassen. Insgesamt hatte er 50kg Gewicht verloren. Zusammenfassung: Dieser Fall verdeutlicht die diagnostischen, intensivmedizinischen und chirurgischen Schwierigkeiten bei der Behandlung von Komplikationen, die durch die massive Adipositas hervorgerufen werden.