Einleitung und Ziel: Bewegungsarmut im Kindesalter ist ein immer größer werdendes Problem. Viele Kinder
in Deutschland bewegen sich weniger als eine Stunde. Dies führt zu einem Anstieg von
Koordinationsstörungen, Verhaltensauffälligkeiten, Herzkreislauf-Regulationsstörungen
sowie von Übergewicht und Adipositas. Besonders betroffen davon sind Kinder in sozialen
Brennpunkten.
Ein neuer innovativer Ansatz versucht die Kinder als Hauptakteure für das eigene gesundheitsbewusste
Verhalten zu gewinnen und über monatliche Interventionen nachhaltige Verhaltensänderungen
zu erreichen, integriert im Kontext Schule unter Einbezug der gesamten Schulsituation,
der Lehrkräfte und der Eltern. Methoden: Zu Beginn des Gesundheitsprojekts (2/2006 bis 5/2006) wurden an acht Grundschulen
(787 Kinder der 2. und 3. Klassen, 7–10 Jahre) in unterschiedlichen Regionen Bayerns
die Ausgangs-Daten zur Anthropometrie (Größe, Gewicht, Bauchumfang, %-Körperfettgehalt),
zur körperlichen Aktivität (Aktivitätsfragebogen, Motorik-Modul nach Bös, Karlsruhe)
und zur körperlichen Fitness (Münchner Fitnesstest nach Rusch, München) erhoben. Ergebnisse: 1. Die Prävalenz übergewichtiger und adipöser Kinder variierte stark zwischen den
einzelnen Schulen (14% bis 26%) 2. In den Schulen mit sozial schwierigem Umfeld war
der Anteil übergewichtiger und vor allem extrem adipöser Kinder (über der 99,5. Perzentile)
höher als an anderen Schulen 3. In den Schulen in sozialen Brennpunkten nahmen deutlich
weniger Kinder an Angeboten der Sportvereine teil (nur 35–40%, in anderen Schulen
70–80%) oder waren in der Freizeit körperlich aktiv 4. Die Daten zum Münchner Fitnesstest
werden derzeit ausgewertet. Schlussfolgerungen: Kinder mit Übergewicht oder Adipositas sind in nahezu jeder Klasse anzutreffen, besorgniserregend
ist der zunehmende Anteil adipöser Kinder. Kinder in sozial schwierigem Umfeld sind
mehr betroffen und gleichzeitig deutlich weniger körperlich aktiv. Dieser Aspekt verstärkt
die Problematik Übergewicht und Adipositas, die besonders in bildungsfernen Schichten
anzutreffen ist, zusätzlich. Gezielte, schulspezifische Interventionsmaßnahmen zur
Gesundheitsförderung sind bereits im Grundschulalter dringend geboten.