Aktuelle Ernährungsmedizin 2006; 31 - P46
DOI: 10.1055/s-2006-954547

Untersuchung eines ambulanten Bewegungsangebots mit und ohne Ernährungsprogramm

B Schaar 1, C Thiele 1, T Heinrich 1, A Kümmerle 1, S Salz 1
  • 1Deutsche Sporthochschule Köln, Institut für Rehabilitation und Behindertensport

Einleitung und Ziel: Die folgende Studie untersuchte die Wirkungen gezielter, moderater sportlicher Aktivitäten ohne und mit einem integrierten Ernährungsprogramm bei adipösen und übergewichtigen Erwachsenen. Die Bewegungs- sowie die Ernährungsangebote waren in einem Face-to-Face-Training organisiert. Die Trainingspläne basierten auf einer strukturierten Anamnese. Ziel war es, den Body Mass Index zu reduzieren, die Ausdauerleistungsfähigkeit und den Grundumsatz der Probanden zu steigern. Patienten und Methodik: Insgesamt 90 übergewichtige sowie adipöse Versuchspersonen nahmen an der Untersuchung teil. Davon partizipierten 35 (10 m; 25 w, Alter: 47,2±11,8 Jahre, Größe: 173,0±1,0cm, Gewicht: 104,4±26,5kg, BMI: 34,5±7,7kg/m2) an dem Bewegungsangebot mit integriertem Ernährungsprogramm (PTE) und 36 (15 m, 21 w, Alter: 48,2±11,9 Jahre, Größe: 171,0±9,0cm, Gewicht: 99,4±16,9kg, BMI: 33,9±5,81kg/m2) nur an dem Bewegungsangebot (PT). Eine weitere Untersuchung betrachtete die Drop Out-Gruppe mit 19 übergewichtigen und adipösen Teilnehmern (5 m, 14 w, Alter: 48,1±11,9 Jahre, Größe: 172,0±8,0cm, Gewicht: 113,6±35,4kg, BMI: 38,0±11,0kg/m2), die das Programm frühzeitig beendeten (DOG). Die Untersuchung umfasste ein Mehrgruppenexperiment im Prä-Posttest-Design mit Verlaufsdiagnostik. Die Überprüfung der kardiopulmonalen und metabolischen Leistungsfähigkeit wurde anhand von Laufband- und Fahrradergospirometrien durchgeführt. Grundumsatzmessungen, Messungen der Körperzusammensetzungen sowie die Analyse der Kontrollüberzeugungen (vgl. Lohaus & Schmidt, 1989) wurden vor und nach der Treatmentphase eingesetzt. Das Bewegungsangebot beider Gruppen beinhaltete drei Trainingseinheiten mit einer Dauer von je 90 Minuten pro Woche und den Sportarten Nordic Walking, Aquajogging, Schwimmen und Fahrradfahren. Das Ernährungsprogramm umfasste zehn Sitzungen von je 60 Minuten. Die Dauer der Treatmentphase betrug insgesamt 26 Wochen. Das Training war Herzfrequenz gesteuert und durch das Führen eines Trainingsprotokolls unterstützt. Das Bewegungsangebot erfolgte zu Beginn mit einer engen Face to Face–Betreuung, dass sich dann zum Ende des Programms immer mehr auflöste („von der Fremdkontrolle zur Selbstkontrolle“). Ergebnisse: Alle Versuchspersonen reduzierten ihren Body Mass Index und steigerten ihre körperliche Leistungsfähigkeit nach der Treatmentphase. Jedoch waren keine Unterschiede zwischen den Gruppen mit und ohne Ernährungsprogramm nachweisbar. Die Ergebnisse der Grundumsatzmessungen zeigen sich trotz der Körpergewichtsreduktion auch im Nachtest stabil. Der Körperfettanteil nahm signifikant ab und die sozial-externale Kontrollüberzeugung der Gruppe Bewegungsangebot mit Ernährungstraining war höher im Gegensatz zu den anderen Gruppen. Die Probanden der Drop Out-Gruppe trainierten nicht nach den Vorgaben des Trainingsplan im Gegensatz zu den anderen Versuchpersonen. Schlussfolgerungen: Zusammenfassend kann gesagt werden, dass eine gezielte Trainingssteuerung basierend auf einer sportmedizinischen und sportwissenschaftlichen Labordiagnostik bei übergewichtigen und adipösen Erwachsenen erheblich zum Trainingserfolg beitragen. Die Adherence wird durch eine Face to Face-Betreuung unterstützt.