Ernährungsberatung oder Sport? – Eine langzeitkontrollierte, randomisierte cross-over Studie bei einer Kohorte von 10- bis 14-jährigen adipösen Kindern aus Wiesbaden

Ziel: Es gibt nur wenige Langzeitstudien zur Gewichtsreduktion bei adipösen Kindern. Wir führten daher eine 12-monatige randomisiert-kontrollierte cross-over Studie zum Effekt von Ernährungsberatung (EB) mit Aufforderung zu Sport (AS) im Vergleich zu Ernährungsberatung mit strukturiertem Sportprogramm (SSP) auf die Entwicklung des Körpergewichts und die Körperzusammensetzung durch. Methode: 107 adipöse Probanden (♀=47; Alter: 10–14 Jahre, BMI: >97ste Perzentile) wurden rekrutiert und in zwei Gruppen randomisiert. Im ersten Halbjahr erhielt Gruppe 1: EB + SSP und Gruppe 2 EB + AS. Im zweiten Halbjahr hatte Gruppe 1 EB + AS und Gruppe 2 EB + SSP. Die Körperzusammensetzung wurde mittels Bioelektrischer Impedanz Analyse (Multifrequenz, Data Input, Deutschland) bestimmt. 68 Patienten beendeten das Programm. Gruppe 1: n=39 (♀=16); Gruppe 2: n=29 (♀=14).

FM=Körperfett *p<0,0005 0p<0,0005
Ergebnis:	Erstuntersuchung		nach 12 Monaten
	Gruppe 1	Gruppe 2	Gruppe 1	Gruppe 2
BMI	30,1 *±3,2	28,1 0±5,0	27,8 *±3,4	26,3 0±6,3
BMI-SDS	2,42 *±0,3	2,2 0±0,4	1,98 *±0,5	1,72 0±0,8
FM %	46,5 *±3,5	44,5 0±3,9	43,2 *±4,9	41,5 0±5,6

In beiden Gruppen kam es zu einer signifikanten Reduktion des BMIs, des BMI-SDS und der Körperfettmasse. Zu keinem Zeitpunkt kam es zu einem signifikanten Unterschied zwischen Gruppe 1 und Gruppe 2. 58,9% der Mütter arbeiteten vollzeit und 41 Kinder kamen aus alleinerziehenden Familien. Die Abbrecherquote lag bei Kindern aus alleinerziehenden Familien am höchsten. (53,7% vs. 23,5%). Zusammenfassung: Ernährungsumstellung und Lebensstiländerungen haben möglicherweise einen größeren Einfluss auf die Gewichtsreduktion als Sport. Schlussfolgerung: Präventionsmöglichkeiten und frühe therapeutische Intervention könnten insbesondere für sozial benachteiligte Kinder Ganztagsschulen mit Integration von Ernährungsschulung und Sportprogrammen sein.