Aktuelle Ernährungsmedizin 2006; 31 - P19
DOI: 10.1055/s-2006-954520

„Beratungsverlauf in der kombinierten DAK-Adipositasbehandlung für Kinder und Jugendliche“

BM Hagel 1, HK Kraaibeek 1
  • 1Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK), Hamburg

Einleitung: Die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK) hat nach den Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft Adipositas (AGA) im Jahre 2003 ein Modell entwickelt, das die stationäre Behandlung übergewichtiger und adipöser Kinder und Jugendlicher mit einer 10,5-monatigen ambulanten Nachbetreuung der Familie am Wohnort verknüpft. Mit dieser Untersuchung wird die Wirksamkeit der Therapiemaßnahme überprüft. Methode: Gegenstand dieser Untersuchung waren die Behandlungsergebnisse von 98 Kindern und Jugendlichen aus den DAK-Kuren 1–2004 und 2–2004, die in den Abschlussberichten der betreuenden Ernährungsberaterinnen dokumentiert sind.

Zur Definition von Übergewicht, Adipositas und Behandlungserfolg wurden die im wissenschaftlichen Diskurs aktuell konsentierten Werte verwendet. Behandlungsergebnisse: Von der Gesamtgruppe der behandelten Kinder/Jugendlichen erreichten nach 12 Monaten 29% einen Behandlungserfolg und 35% einen sehr guten Behandlungserfolg. Kinder/Jugendliche der Perzentilgruppe P90 erreichten zu 50% einen Behandlungserfolg, in der Gruppe P97 war der Anteil mit einem Behandlungserfolg oder sehr guten Behandlungserfolg am höchsten (75%). In der Gruppe der extrem adipösen Kinder und Jugendlichen (P99,5) lag die Erfolgsquote mit 60% nahe dem Durchschnittswert der Gesamtgruppe.

Die Auswirkung der Unterstützung durch die Familie auf den Behandlungserfolg ist signifikant: Kinder/Jugendliche, die von ihren Familien gut oder sehr gut unterstützt wurden, hatten zu 72% bzw. 82% einen guten bzw. sehr guten Behandlungserfolg. Für Kinder/Jugendliche, die nur eine geringe oder keine Unterstützung erfuhren, wurde nur zu 50% bzw. 44% ein Behandlungserfolg dokumentiert.

Als häufigste Ursachen für den Verlust der Motivation zur langfristigen Verhaltensänderung werden Probleme in der Familie, Pubertätseinflüsse, Stigmatisierung im Umfeld, Frust auf der Waage nach Rückfällen und Diskriminierung in der Schule genannt. Die Häufigkeit der Rückfälle in altes Essverhalten und die Beherrschung geeigneter Problembewältigungsstrategien, die Kompensation durch Rückfallprophylaxen, waren bei den behandelten Kindern/Jugendlichen sehr unterschiedlich. Ein signifikanter Zusammenhang besteht zwischen der erfolgreichen Anwendung der Rückfallprophylaxen und dem Behandlungserfolg (88% Behandlungserfolg). Diese Untersuchung zeigt bei allein erziehend aufwachsenden Kindern/Jugendlichen mit 54% eine um 15% geringere Erfolgsquote beim Behandlungserfolg als bei Kinder/Jugendlichen, die mit 2 Elternteilen oder mit einem Elternteil und neuem Partner aufwachsen (69%). Schlussfolgerungen: Die Untersuchung belegt, dass die behandelten Kinder/Jugendlichen in hohem Maße von der Therapie profitieren. Deutliche Auswirkungen auf den Behandlungserfolg haben die Familienstruktur, die Unterstützung der Kinder/Jugendlichen durch ihre Familien, die Anwendung der Rückfallprophylaxe und die Reaktionen des Umfelds.