Aktuelle Ernährungsmedizin 2006; 31 - P15
DOI: 10.1055/s-2006-954516

Eine Versorgungsstudie zur Breite und Qualität von Therapieeinrichtungen für übergewichtige und adipöse Kinder und Jugendliche in der Bundesrepublik Deutschland 2004/2005

C Goldapp 1, R Mann 1, J Töppich 1, T Kliche 2, U Koch 2
  • 1Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA, Köln)
  • 2Universitätsklinikum Eppendorf (UKE, Hamburg)

Einleitung und Ziel: Um einen Überblick über die aktuelle Versorgungslage und die Qualität der angebotenen Maßnahmen für übergewichtige und adipöse Kinder und Jugendlicher zu erhalten, wurde 2004/2005 vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) eine Studie zur Erhebung und Analyse von Angeboten zur Therapie von übergewichtigen Kindern und Jugendlichen in Deutschland durchgeführt. Methode: Mithilfe eines Kurzfragebogens wurden Struktur-, Konzept-, Prozess- und Ergebnismerkmale der in Deutschland angebotenen Interventionen erfasst. Erfragt wurden ca. 120 Items, u.a. Alters- und Zielgruppen, Ausschlusskriterien, Diagnostik, beteiligte Berufsgruppen, inhaltliche Schwerpunkte, Dauer, weiterführende Maßnahmen und Kosten. Einbezogen waren ambulante, stationäre und teilstationäre Angebote, u.a. Kliniken, Gesundheitsämter, Beratungsstellen und Praxen der wichtigen Berufsgruppen. Ergebnisse: Erfasst wurden 492 Einrichtungen mit einschlägigen Angeboten. Davon finden zwei Drittel ambulant, 19% stationär, 11% teilstationär und 4% in Settingform statt. Die Auswertung der Studie ergab folgende Ergebnisse:

  • Die Angebote von Kliniken erreichen ein Drittel, Ernährungsberatungsstellen und Gesundheitsämter je etwa ein Fünftel der Betroffenen. Niedergelassene Fachpraxen leisten einen sehr geringen Versorgungsbeitrag.

  • Die Angebote aller Anbieter erfüllen im Mittel etwa die Hälfte der abgefragten Qualitätskriterien. Bei allen Angebotsformen (ambulanten, stationären und kombiniert ambulant-stationären Interventionen) treten große Spannen von Qualitätsunterschieden auf.

  • Stationäre und kombiniert ambulant-stationäre Angebote sind ambulanten in vielen Qualitätskriterien überlegen. Die mittlere Gesamtqualität differiert von 49% erfüllter Qualitätskriterien im ambulanten Versorgungsrahmen über 57% in kombiniert ambulant und stationär arbeitenden Maßnahmen bis hin zu 62% im stationären Setting.

Schlussfolgerungen: Damit zukünftig qualitativ hochwertige Maßnahmen angeboten werden können, ist es erforderlich, die Qualitätskriterien transparent zu machen und als verbindlich vorauszusetzen. Zur Erleichterung der Umsetzung und zur Qualifizierung kleinerer Anbieter sollten vorbildliche, gut übertragbare Lösungen zur Verfügung gestellt werden.