Einleitung und Ziel: Patienten mit Kraniopharyngeom (CP) entwickeln häufig eine Adipositas, Tagesmüdigkeit
und eingeschränkte physische Aktivität. Wir untersuchten, ob eine hypothalamische
Läsion durch das CP bzw. die operative und strahlentherapeutische Behandlung zur Reduktion
des zentralen Sympathikotonus und der Bewegungsaktivität führt. Patienten und Methoden: Die Katecholaminmetabolite Vanillinmandelsäure (VMA) und Homovanillinsäure (HVA)
wurden im Morgenurin von 93 Kindern und Jugendlichen mit CP (KRANIOPHARYNGEOM 2000) bestimmt und mit einer altersentsprechenden Kontrollgruppe verglichen. Die Bewegungsaktivität
wurde mittels Fragebogen bewertet. Ergebnisse: Adipöse Kinder und Jugendliche mit CP (BMI>2SDS), boten im Morgenurin niedrigere
HVA- und VMA-Spiegel sowie niedrigere Aktivitätsscores als Patienten mit einem normalen
BMI (BMI<2SDS). Im Urin der Patienten mit hypothalamischer Tumorbeteiligung (BMI-SDS:
4,3±0,4) war die Ausscheidung von VMA (VMAcp/VMAcontrol 0,81±0,06) und HVA (HVAcp/HVAcontrol 0,77±0,06) im Vergleich zu Patienten ohne Hypothalamusbeteiligung des CP (BMI-SDS:
1,4±0,3; VMAcp/VMAcontrol 0,88±0,05; HVAcp/HVAcontrol 1,06±0,07) deutlich vermindert (p<0,01;p<0,01). Patienten mit hypothalamischer Tumorlokalisation
hatten signifikant (p<0,01) niedrigere Aktivitätsscores als Patienten ohne hypothalamische
Beteiligung ihres CP. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse unterstützen die Spekulation, dass eine gestörte zentrale sympathiko-adrenerge
Regulation bei CP-Patienten mit hypothalamischer Tumorlokalisation zu einer Reduktion
der körperlichen Aktivität und zur Adipositas führen kann. Auf der Suche nach Therapieoptionen
bei hypothalamisch bedingter Adipositas sollte ein gestörter Symphatikotonus als pathogenetischer
Faktor und möglicher Ansatzpunkt für eine Therapie in Betracht gezogen werden.