Dysregulation des Endocannabinoid-Systems bei abdominaler Adipositas

Einleitung und Ziel: Das Endocannabinoid-System (ECS) spielt eine wichtige Rolle für die Regulation von Körpergewicht und Stoffwechsel. Blockade der Cannabinoid-Rezeptoren vom Typ 1 (CB₁) führt entsprechend zu Gewichtsreduktion und vielfältigen Verbesserungen der Stoffwechselsituation bei übergewichtigen Patienten. Erste Daten deuten auf eine Dysregulation des ECS bei Adipositas hin. In der vorliegenden Studie sind wir dieser Frage im Detail nachgegangen. Patienten und Methoden: Bei 60 Probanden bestimmten wir die Körperfettverteilung mittels CT, die Insulinsensitivität mittels euglykämisch-hyperinsulinämischem Clamp, die Konzentrationen zirkulierender Endocannabinoide mittels HPLC/Massen-spektroskopie und die Expression des CB₁-Rezeptors und der FAAH (Fettsäureamidhydrolase), eines Endocannabinoid-abbauenden Enzyms, in gepaarten subkutan-abdominalen und viszeralen Fettgewebeproben. Ergebnis: Wir unterteilten die Probanden in schlanke, subkutan-adipöse und viszeral-adipöse Gruppen (je 10 Männer und 10 Frauen pro Gruppe). Wir fanden für die zirkulierenden Endocannabinoide gleiche Anandamid-Spiegel in allen Gruppen (mit jeweils deutlich höheren Werten bei den Frauen), jedoch um 40% erhöhte Spiegel von 2-AG (2-Arachidonoyl-Glycerol) in der Gruppe mit abdominaler Adipositas. Adipositas führt zu einer verminderten Expression von FAAH und CB₁ in beiden Fettgewebedepots, die stärkste Reduktion lag wiederum beim abdominalen Fettverteilungstyp vor. Schlussfolgerung: Bei abdominaler Adipositas findet sich eine Dysregulation des Endocannabinoid-Systems, die entweder durch vermehrte Bildung oder verringerten Abbau der Endocannabinoide zu erklären ist. Wichtigste Prädiktoren für die veränderte Genexpression sind der Körperfettgehalt und die erhöhten 2-AG Spiegel im Blut.