Aktuelle Ernährungsmedizin 2006; 31 - P6
DOI: 10.1055/s-2006-954507

Fettgewebs- und Muskelstoffwechsel bei familiärer partieller Lipodystrophie

M Boschmann 1, S Engeli 1, A Lüdtke 2, 3, F Adams 1, G Franke 1, K Dobberstein 1, FC Luft 1, HHJ Schmidt 4, J Jordan 1
  • 1Charité Campus Buch, Universitätsmedizin Berlin, Germany
  • 2College of Physicians and Surgeons, Columbia University, New York, New York, USA
  • 3Charité Campus Mitte, Universitätsmedizin Berlin, Germany
  • 4Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Germany

Einleitung und Ziel: Die familiäre partielle Lipodystrophie Typ 2 (FPLD) wird verursacht durch eine Mutation im LMNA-Gen. Patienten mit FPLD können schon frühzeitig Symptome des Metabolischen Syndroms entwickeln. Innerhalb dieser Studie sollte die Hypothese untersucht werden, dass sich unter den Bedingungen einer FPL der Stoffwechsel derart verändert, dass sich die Speicherung von Triacylglyceriden vom weißen Fettgewebe in den Skelettmuskel verschiebt und damit die Ausbildung einer Insulinresistenz begünstigt wird. Patienten und Methoden: Wir rekrutierten 10 FPLD-Patienten (Alter 39±4 Jahre; BMI 25±1kg/m2) und 12 Adipöse (Alter 59±2 Jahre; BMI 34±1kg/m2) als Kontroll-Probanden. Die Charakterisierung des Stoffwechsels erfolgte in beiden Gruppen lokal durch subkutane und intramuskuläre Mikrodialyse und systemisch durch indirekte Kalorimetrie sowohl unter basalen Bedingungen nach 12h Nahrungskarenz als auch während eines nachfolgenden oralen Glucose-Toleranz-Testes (oGTT). Zusätzlich wurde die lipolytische Antwort nach lokaler Gabe von Isoproterenol mittels Mikrodialyse untersucht. Ergebnisse: Wir beobachteten einen vergleichbaren Anstieg der Plasma-Glucose in beiden Gruppen, zumindest in der ersten Stunde des oGTT. Insulin stieg stärker in der FPLD-Gruppe als bei den Adipösen an, während die freien Fettsäuren einen vergleichbaren Abfall zeigten. Die Dialysat-Konzentrationen von Glucose und Glycerol waren im Fettgewebe der FPLD-Gruppe höher. Dagegen war die Dialysat-Konzentration von Glycerol im Skelettmuskel in der FPLD-Gruppe niedriger, sowohl während des oGTT als auch unter Stimulation mit Isoproterenol. Die Dialysat-Konzentrationen von Lactat waren in der FPLD-Gruppe höher, speziell im Skelettmuskel. Der Anstieg im postprandialen Energieumsatz zeigte keine Unterschiede, während der des respiratorischen Quotienten in der FPLD-Gruppe abgeschwächt war. Schlussfolgerungen: Bei FPLD-Patienten ist die Lipolyse im weißen Fettgewebe erhöht und im Skelettmuskel eher erniedrigt. Diese gewebespezifischen Veränderungen in der Lipolyse könnten zur Umverteilung von Triacylglyceriden vom weißen Fettgewebe in den Skelettmuskel beitragen und, möglicherweise, die Entwicklung einer Insulinresistenz im Muskel, sichtbar an einem verschlechterten oxidativen Glucose-Stoffwechsel, begünstigen.