Einleitung und Ziel: Ergebnisse von regelmäßig durchgeführten Schuluntersuchungen weisen darauf hin, dass
die Prävalenz von Übergewicht in Deutschland z.Z. weiter zunimmt. Ziel ist die Entwicklung
eines wirksamen Modells für die Prävention von Übergewicht bei Grundschülern auf der
Basis publizierter Ergebnisse (Pubmed, Cochrane-Bibliothek) und der Erfahrungen laufender
Projekte. Ergebnisse: Literaturrecherche: Einzelne schulbasierte Präventionsprogramme zeigen mittelfristige
Erfolge bei der Gewichtskontrolle und können als wissenschaftlich etabliert eingestuft
werden. In solchen Programmen wurden einfache Botschaften über einen breit angelegten
Ansatz vermittelt. Dabei war von Vorteil, wenn Lehrer, Hausmeister, Eltern, sowie
die Schulkantinen und die Freizeitgestaltung mit einbezogen wurden. Geschlechtsspezifische
und ethnische Besonderheiten müssen berücksichtigt werden und stellen eine besondere
Herausforderung dar. Isolierte Beratungsprogramme zur Prävention erscheinen auf der
Basis der publizierten Studien nicht sinnvoll.
Entwicklung eines neuen Präventionsmodells (URMEL-ICE):
Nach der Literaturauswertung wurde das Modell durch eine Kooperation zwischen der
Sportmedizin, der Epidemiologie, der Kinder- und Jugendmedizin und dem Transferzentrum
für Neurowissenschaften und Lernen (ZNL) entwickelt (Studienleiter: Prof. Steinacker).
40 Klassen mit ca. 800 Schülern nehmen an der Studie teil. Nach Cluster-Randomisierung
(Interventionsgruppe, Kontrollgruppe) wird ein hochfrequentes und niederschwelliges
Interventionsprogramm über den Schulunterricht durchgeführt. Das Ziel dabei ist, das
Ernährungs- und Bewegungsverhalten zu verbessern mit den Schwerpunkten bewusster und
kontrollierter Umgang mit Medien, mit zuckerhaltigen Getränken und mit körperlicher
Inaktivität. Die Inhalte werden durch die Klassenlehrer im regulären Unterricht in speziell entwickelten
Unterrichtseinheiten vermittelt. Durch praktische Übungen und durch Änderungen des
Bewegungs- und Ernährungsangebots an den Schulen sollen erlernte Verhaltensweisen
unterstützt werden. Die Kinder werden selber dadurch zu Interventionsträgern. Ein
besonderer Schwerpunkt liegt auf der Lehrer- und Elternarbeit sowie der Kommunikation
mit Migrantenfamilien. Neben den Effekten auf das Ernährungs- und Bewegungsverhalten
und die Gewichtsentwicklung wird zudem überprüft, ob sich kardiovaskuläre Risikofaktoren
durch die Intervention beeinflussen lassen. Schlussfolgerung: Auf der Basis bisheriger wissenschaftlichen Erkenntnisse wurde ein interdisziplinäres,
schulbasiertes Projekt zur Adipositasprävention entwickelt, das von der Landesstiftung
Baden-Württemberg (2006–2008) finanziell gefördert wird. Die Daten der Folgeuntersuchungen
werden zeigen, ob das Projekt wirksam ist und auf andere Schulen übertragen werden
kann.