Aktuelle Ernährungsmedizin 2006; 31 - P2
DOI: 10.1055/s-2006-954503

Der Einfluss des elterlichen BMI auf den BMI von Kindern und Jugendlichen mit Typ 1 Diabetes

B Aschemeier 1, U Rischer 1, S Glinda 1, T Danne 1
  • 1Diabetes-Zentrum für Kinder und Jugendliche, Kinderkrankenhaus auf der Bult, Hannover

Hintergrund und Ziel: Auch bei Kindern und Jugendlichen mit Typ 1 Diabetes ist eine verstärkte Gewichtszunahme zu verzeichnen, die nicht in jedem Fall mit diabetesspezifischen Faktoren zu erklären ist. Wir vermuteten eine Abhängigkeit vom elterlichen BMI und untersuchten den Einfluss von nichtdiabetesspezifischen Faktoren auf den BMI dieser Patientengruppe. Methodik: In einer retrospektiven Querschnittsstudie wurden, jeweils in Abhängigkeit von Alter und Geschlecht, Korrelationen zwischen dem SD Score des BMI (MW±SD) (Kromeyer-Hauschild et al. 2001) von Kindern und Jugendlichen mit Typ 1 Diabetes und dem elterlichen BMI sowie der Wohnortgröße untersucht. Ergebnisse: In einer repräsentativen Gruppe von 251 Patienten (3–21Jahre) mit einer mittleren Diabetesdauer von 5,4±3,3Jahre und einem signifikant erhöhten BMI von 0,9±0,9 SDS zeigten die weibl. Probanden (n=119) einen etwas höheren SD Score (0,9±1,0) gegenüber den männl. Probanden (0,8±0,8 p=0,2). Der SD Score der pubertären Mädchen (n=86) war mit 1,0±1,0 gegenüber den präpubertären Mädchen (0,7±0,8 p<0,05) etwas höher. Dagegen wiesen die pubertären gegenüber den präpubertären Jungen (n=80) einen etwas geringeren SD Score (0,8±0,8 vs. 0,9±0,8) auf. Die Risikoanalyse hinsichtlich des elterlichen BMI und einem möglichen Übergewicht der Kinder ergab bei einem BMI >25kg/m2 väterlicherseits (n=166) ein Odds ratio von 1,8 (95% KI=1,06–3,1 p<0,05) und bei einer bestehenden Adipositas mütterlicherseits (BMI>30kg/m2) (n=36) ein Odds ratio von 3,06 (95% KI=1,42–6,57 p<0,05). Der positive Einfluss des mütterlichen BMI zeigte sich für beide Geschlechter, der des väterlichen BMI nur für die weibl. präbubertäre Gruppe (p<0,000). In der vorhandenen Kohorte konnten keine Korrelation zwischen dem BMI der Kinder und der städtischen oder ländlichen Wohngegend und auch kein sign. Einfluss von diabetesspezifischen Faktoren nachgewiesen werden. Schlussfolgerung: Ansätze für die Entwicklung von Übergewicht und Adipositas bei bestehendem Typ 1 Diabetes sind in der familiären und insbesondere in der mütterlichen Disposition zu finden. Präventive Maßnahmen sind somit nicht nur auf die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen, sondern ebenso intensiv auf die Eltern auszurichten.