Aktuelle Ernährungsmedizin 2006; 31 - V15
DOI: 10.1055/s-2006-954468

Assoziation von abdomineller Adipositas mit dem Metabolischen Syndrom – Ergebnisse einer empirischen Studie

J Hanisch 1, S Moebus 1, M Neuhäuser 1, P Aidelsburger 2, J Wasem 3, KH Jöckel 1
  • 1Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Essen, Deutschland
  • 2CAREM GmbH, Sauerlach, Deutschland
  • 3Alfried Krupp von Bohlen und Halbach Stiftungslehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Essen, Deutschland

Ziel: Das Metabolische Syndrom (MetSyn) bezeichnet eine Konstellation von mindestens 3 der 5 Risikofaktoren Hyperglykämie, Hypertonie, HDL, Hypertriglyceridämie sowie abdominelle Adipositas und ist assoziiert mit erhöhten Risiken für KHK. Anhand eines großen Datensatzes soll die Assoziation von Taillenumfang mit der Prävalenz des Metabolischen Syndroms (nach NCEP ATP III, 2004) bestimmt werden. Methode: In einer bundesweiten Querschnittsstudie mit 35869 konsekutiv eingeschlossenen Patienten (61,1% Frauen, Altersrange 18–99, Durchschnittsalter Männer: 53,0 Jahre, Frauen: 50,9 Jahre) aus 1511 Arztpraxen, wurden soziodemografische Daten, Größe, Gewicht, Taillenumfang und Blutdruck erfasst und Laborparameter analysiert. Adipositas wurde anhand des Taillenumfangs gemäß NCEP ATP III (normal: Männer ≤102/Frauen ≤88cm) klassifiziert. Die Pearson-Korrelation des Taillenumfangs mit systolischem und diastolischem Blutdruck, Nüchternglukose, Triglyceride und HDL-Cholesterin wurde berechnet. Weiterhin wurde die Prävalenz des Metabolischen Syndroms gewichtet auf Standardbevölkerung bestimmt. Ergebnis: Der Taillenumfang war auch nach Berücksichtigung von Alter (partielle Korrelation) mit den anderen Bestimmungsmerkmalen des metabolischen Syndroms korreliert, bei Frauen stärker, als bei Männern (siehe Tabelle 1). Entsprechend war die Prävalenz des Metabolischen Syndroms in der Gruppe der Patienten, die einen erhöhten Taillenumfang aufwiesen (eins der fünf Kriterien des Metabolischen Syndroms) stark erhöht im Vergleich zum Rest der Population (siehe Tabelle 2).

Tabelle 1 Zusammenhang* zwischen Taillenumfang (cm) und Kriterien des MetSyn

*Pearson-Korrelationskoeffizien, partielle Korrelation nach Berücksichtigung von Alter

Korrelation

syst. RR

diast. RR

Glukose

Triglyceride

HDL-Chol

Männer

0,2032

0,2100

0,2382

0,2623

-0,2674

Frauen

0,2729

0,2558

0,2792

0,3001

-0,3409

Tabelle 2 Prävalenz des MetSyn in % (und 95% Konfidenzintervall) stratifiziert nach Geschlecht und Taillenumfang*

* gewichtet nach Alter und Region für deutsche Standardbevölkerung 31.12.2003

Männer bis 102cm Frauen bis 88cm

Männer >102cm
Frauen >88cm

Männer

5,0 (4,5–5,4)

61,2 (59,5–62,8)

Frauen

2,3 (2,0–2,6)

46,3 (45,1–47,6)

Schlussfolgerung: Mit zunehmendem Taillenumfang nehmen auch die weiteren Kriterien des Metabolischen Syndroms im Mittel zu. Die Prävalenz des Metabolischen Syndroms nimmt drastisch zu, wenn der Taillenumfang die Grenzwerte von 102cm bzw. 88cm überschreitet. Dennoch gibt es auch Patienten mit „normalem“ Taillenumfang (5% bei Männern bzw. 2,3% bei Frauen), die das metabolische Syndrom aufweisen. Ebenso weisen nur gut die Hälfte (61% bei Männern, 46% bei Frauen) der Personen mit erhöhtem Taillenumfang das metabolische Syndrom auf.