Aktuelle Ernährungsmedizin 2006; 31 - V10
DOI: 10.1055/s-2006-954463

Personen mit Prädiabetes haben höhere Triglyzeridwerte als Personen im Stadium der normalen Glukosetoleranz

S Fischer 1, W Metzler 2, M Hanefeld 2, U Schwanebeck 3, U Julius 1, S Bornstein 1
  • 1Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der TU Dresden, Medizinische Klinik und Poliklinik III
  • 2Gesellschaft für Wissens- und Technologietransfer an der TU Dresden, Zentrum für Klinische Studien
  • 3Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden, Institut für Medizinische Informatik und Biometrie

Einleitung und Ziel: Erhöhte Triglyzeridwerte sind ein Risikofaktor für arteriosklerotische Gefäßkomplikationen, da bereits bei Triglyzeriden >1,7 mmol/l small dense LDL entstehen. Ziel dieser Untersuchungen war es, die Triglyzeridwerte in den Vorstadien des Diabetes zu untersuchen. Patienten und Methode: Wir untersuchten 790 Personen aus Familien mit einem erhöhten Vorkommen des Metabolischen Syndroms. Unter Standardbedingungen wurden die Lipidparameter nüchtern gemessen und ein 75-g-oraler-Glukosetoleranztest (oGTT) durchgeführt. Entsprechend den Ergebnissen des 75-g-oGTT wurden die Personen nach der ADA-WHO-Klassifikation in die folgenden Gruppen eingeteilt: Normale Glukosetoleranz (NGT), gestörte Nüchternglukose (IFG), gestörte Glukosetoleranz (IGT) und neu entdeckter Diabetes mellitus Typ 2 (DM2). Die Insulinresistenz wurde mittels des HOMA-Index nach Matthew berechnet (Nüchterninsulin x Nüchternplasmaglukose x 22,5-1). Ergebnis: 529 der untersuchten Personen hatten eine NGT, bei 47 bestand eine IFG, bei 139 eine IGT, und 75 Personen wiesen einen neu entdeckten DM2 auf. Die Personen mit IFG und IGT hatten einen signifikant höheren BMI im Vergleich zu der NGT-Gruppe. Den signifikant höchsten BMI wiesen die neu entdeckten Typ-2-Diabetiker auf (BMI: NGT 24,7, IFG 27,7, IGT 27,4, DM2 29,6kg/m2). Die Nüchternplasmaglukosewerte und die Plasmaglukosespiegel 120 Minuten nach Glukosegabe stiegen mit den Stadien der Glukoseintoleranz signifikant an. Die Personen mit IFG, IGT und DM2 hatten signifikant höhere Nüchterninsulinspiegel und Insulinspiegel 120 Minuten nach Glukosegabe im Vergleich zu den Personen mit NGT. Die Triglyzerid-Spiegel lagen im Stadium der NGT bei 1,2 mmol/l, bei Personen mit IFG bei 2,2 mmol/l, bei Personen mit IGT bei 1,7 mmol/l und im Stadium des neu entdeckten DM2 bei 2,9 mmol/l (signifikante Unterschiede von NGT zu IFG, IGT und DM2 sowie zwischen IFG und IGT und zwischen IGT und DM2). Die HDL-C-Spiegel unterschieden sich zwischen den 4 Gruppen mit unterschiedlicher Glukosetoleranz kaum. Auch in den LDL-C-Spiegeln bestanden keinerlei signifikante Differenzen zwischen den 4 Gruppen. Die freien Fettsäuren nüchtern und 120 Minuten nach Glukosegabe stiegen mit dem Stadium der Glukoseintoleranz signifikant an. Die Insulinresistenz lag im Stadium des DM2 am höchsten und unterschied sich zwischen IFG und IGT nicht. Sie lag aber in den Gruppen mit IFG und IGT signifikant höher als bei den Personen mit NGT. Schlussfolgerung: Bei Familien mit einem gehäuften Auftreten des Metabolischen Syndroms wurden in hohem Maße ein Prädiabetes und ein bisher nicht bekannter DM2 gefunden. Bereits im Stadium der IFG und IGT lagen die Triglyzerid-Werte signifikant höher im Vergleich zu den Personen mit NGT. Die höchsten Triglyzerid-Werte wiesen die Personen mit dem neu entdeckten DM2 auf. Ursache dürfte in erster Linie die signifikant höhere Insulinresistenz bereits bei Personen mit IFG und IGT sein. Die neu entdeckten Diabetiker wiesen die höchste Insulinresistenz auf. Weiterhin ist die verminderte Suppression der Lipolyse infolge der Insulinresistenz ein wichtiger pathogenetischer Faktor für den Anstieg der Triglyzeride in den Vorstadien des Diabetes und des DM2.