Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2006; 16 - A63
DOI: 10.1055/s-2006-954365

Ultraschalltherapie und Elektrotherapie bei muskuloskelettalen Erkrankungen

A Pourkarami 1, M Keilani 1, T Sedghi-Komanadj 1, V Fialka-Moser 1, R Crevenna 1
  • 1Universitätsklinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation der MUW, Wien

Fragestellung: Der meist empirisch begründete, sinnvolle Einsatz der Ultraschall- und Elektrotherapien führt im Rahmen der täglichen klinischen Routine über eine Verminderung von Symptomen (Schmerz, Muskelschwäche, etc.) und eine Verbesserung von Beweglichkeit und Befindlichkeit zur Verkürzung von Krankenstandszeiten und Einsparung von Medikamenten. Präsentiert wird eine Übersicht über die derzeitige wissenschaftlichen Datenlage sowie eine Diskussion dieser Ergebnisse im Hinblick auf die klinische Routine.

Methodik: EDV-unterstützte Literatursuche (Stand Mai 2006). Die identifizierten Abstracts/Arbeiten wurden durch zwei Fachärzte für PMR (einer davon habilitiert), einen Assistenz- und einen Turnusarzt – alle mit den gängigen EBM-Kriterien vertraut – bewertet. Eine zusätzliche Bewertung betraf die Aussage der Publikationen. Zusätzlich wurden diese Ergebnisse im Lichte der klinischen (meist auf Empirie beruhenden) Routine und der für diese Modalitäten angegeben Standard- und Fortbildungsliteratur (wie sie u.a. auch von angehenden Fachärzten für PMR im Rahmen der Facharzt-Prüfung zu beherrschen ist) diskutiert.

Ergebnisse: Evidenz (Level B) konnte für Ultraschall, Phonophorese, Galvanisation, Iontophorese, Impulsgalvanisation (TENS und verwandte Methoden), Interferenzstrom und die Neuromuskuläre Elektrostimulation (Schwellstrom, Exponentialstrom) für verschiedenste Anwendungsbereiche, verschiedenste Körperregionen und verschiedene Anwendungsprotokolle gefunden werden. Zusätzlich konnten Studien identifiziert werden, die die ärztliche fachkundige Verordnung und Supervision der Therapie ganz klar unterstreichen.

Diskussion: Bis dato liegen viel zu wenige (laut EBM) höchstwertige Studien zu den Einzelmodalitäten und zu Mehrfachtherapien vor. Rein methodisch werden die für die Pharmakotherapie im Rahmen der EBM geltenden und allgemein geforderten Nachweiskriterien bei der Untersuchung physikalischer Modalitäten (Fragen der Dosisstandardisierung, der Verblindung und des Placebovergleichs, der erforderlichen individuellen Rezeptur von Mehrfachtherapien, etc.) auch in Zukunft nur schwierig zu bewältigende Problemstellungen darstellen. Zusätzlich spielen die Zahl der zu untersuchenden Krankheitsentitäten und der Behandlungslokalisationen eine Rolle, die ja alle jeweils einzeln untersucht werden müssten – und zwar für die jeweils einzelne Therapiemodalität sowie für unterschiedlichste Therapiekombinationen. Leider steht diesen Aufgaben ein extremer strukturell-personeller Mangel auf dem Fachgebiet der PMR gegenüber. Wichtig ist auch die unterschiedliche soziokulturelle Tradition physikalisch-medizinischer Therapieformen und eine einseitige Betonung in englischsprachigen Metaanalysen, in die Ergebnisse von Arbeiten in nicht-englischer Sprache meist nicht eingehen. Für die Zukunft sind möglichst hochwertige, hohen EBM-Ansprüchen genügende Untersuchungen (systematische Aufarbeitung!), die in englischer Sprache publiziert werden, zu fordern.