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DOI: 10.1055/s-2006-954351
Stationäres Behandlungskonzept akuter Rückenschmerz
Fragestellung: Ein wesentlicher Faktor für die Chronifizierung von Schmerzen ist der nicht ausreichend und zeitgerechtl behandelte Akutschmerz. Die DRG's für den Rückenschmerz sehen allerdings nur eine durchschnittliche mittlere Verweildauer von 9 Tagen vor. Unsere Abteilung für Physikalische und Rehabilitative Medizin im Klinikum Nürnberg entwickelte deshalb ein entsprechendes Casemanagement.
Methodik: Patienten mit akuten Rückenschmerzen und stationärem Behandlungsbedarf kommen direkt über die Notaufnahme in unsere Abteilung. Falls auf unserer Station kein Bett zur Verfügung steht, erfolgt zunächst die Aufnahme in die Neurologische Abteilung unseres Hauses. Dort wird unter konsiliarischer Mitbetreuung durch uns die notwendige Diagnostik und Therapie eingeleitet und der Patient so schnell wie möglich auf unsere Station übernommen. Patienten mit subakuten Beschwerden, die ambulant nicht beherrschbar sind, werden direkt zu uns einbestellt. Dabei sollte die notwendige Diagnostik bereits vorstationär erfolgen oder eingeleitet sein. Nach befundorientierter Diagnostik erfolgt die Einteilung der Patienten. Bei Vorliegen frischer osteoporotischer Sinterungen führen wir meist eine Vertebroplastie in Kooperation mit der radiologischen Abteilung unseres Hauses durch. Entzündungen und Tumore werden einer spezifischen Therapie zugeführt. Bei allen anderen akuten Rückenschmerzformen sind die Prinzipien der Behandlung die Dämpfung der Nozizeption und die Stimulation der Propriozeption. Die Patienten erhalten eine suffiziente medikamentöse Therapie nach dem WHO-Schema und werden einer intensiven physikalischen und interventionellen Schmerztherapie zugeführt. Bei Rückenschmerzen ohne Wurzelreizsymptomatik kommen folgende Therapien zum Einsatz: Entlastung (Gehhilfen, Orthesen, Bewegung im Wasser); Erlernen schmerzarmer Bewegungsübergänge; Manuelle Therapie (Traktion, Dekontraktion, Mobilisation, Manipulation); Lockerung der Muskulatur (Massage, Wärme, Interferenzstrom); Trigger- und Tenderpunktbehandlung (Myofasciale Techniken, Therapeutische Lokalanästhesie, Triggerpunktakupunktur, TENS); Posturales Training. Bei Vorliegen einer Wurzelreizsymptomatik werden zusätzlich Techniken der Nervenmobilisation (Neurodynamik) sowie niederfrequente Elektrotherapie in Form von Stangerbädern oder Längsdurchflutungen eingesetzt. Fast immer erhalten diese Patienten eine Serie Periduralanästhesien, die von unseren Neurochirurgen durchgeführt wird. Die Schmerzintensität wird täglich über die VAS oder NAS abgefragt.
Ergebnisse: Im Jahre 2005 behandelten wir in unserer Abteilung 346 Patienten mit akuten Rückenschmerzen mit und ohne Wurzelreizsymptomatik. 49 Patienten mussten einer neurochirurgischen Intervention zugeführt werden, da sich eine Lähmung entwickelte. 169 Patienten wurden in eine ambulante oder Stationäre Rehabilitation weitergeleitet, 128 konnten in die ambulante Behandlung entlassen werden. Die durchschnittliche Verweildauer betrug 13 Tage, in den Jahren davor 17 Tage.
Diskussion: Durch dieses interdisziplinäre Behandlungskonzept können Patienten mit akuten Rückenschmerzen ausreichend und schnell im stationären Setting behandelt werden. Allerdings überschreitet die Verweildauer die Vorgaben der DRG. Hier könnten durch eine Kapazitätserweiterung im Bereich der Betten sowie der diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten die Abläufe noch verbessert werden. Im Wesentlichen ist allerdings zu fordern, dass durch bessere Evaluation und Berücksichtigung der Proceduren diese „Fälle“ zukünftig im DRG-System besser abgebildet werden.